Der Chef der Deutschen Bank säte im Fernsehen öffentlich Zweifel, ob Griechenland seine Schulden jemals regulieren kann. Das sorgt für Ärger im politischen Berlin. Direkt kommentieren will die Regierung die Äußerungen nicht, doch eine Regierungssprecherin macht klar, wie Frau Merkel über Ackermanns Worte denkt.

Josef Ackermann bleibt eine Reizfigur. Vor gut zwei Millionen Zuschauern äußerte der Deutsche-Bank-Chef am Donnerstagabend im ZDF, was viele denken: Griechenland wird seine Schulden wohl nie zurückzahlen können – trotz Milliardenhilfe. „Ob Griechenland über die Zeit wirklich in der Lage ist, diese Leistungskraft aufzubringen, das wage ich zu bezweifeln“, sagte er.

Die Bundesregierung hat die Zweifel von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann zurückgewiesen, wonach Griechenland die Schuldenkrise nicht bewältigen könne. Die stellvertretende Regierungssprecherin Sabine Heimbach sagte, das Anpassungsprogramm der griechischen Regierung sei realistisch. Es gebe keine Zweifel an der Entschlossenheit der griechischen Regierung, dieses Sparprogramm umzusetzen. Die Bundesregierung sehe keinerlei Anlass, über derartige Szenarien zu spekulieren. Direkt kommentieren wolle man die Meinungsäußerung Ackermanns nicht.

Schäubles Sprecher Michael Offer verwies darauf, dass das Sparprogramm mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank verhandelt und anerkannt worden sei. Insofern gebe es ein Testat von einer Gruppe, die Kernkompetenz besitze. Daher habe man eine positive Erwartung.

An den Märkten spitzt sich derweil die Euro-Krise weiter zu. Der Kurs des Euro fiel ein 18-Monats-Tief, auch die Börsen blieben unter Druck. Der Kurs des Euro gab bereits am Donnerstagabend an der New Yorker Börse nach, am Freitag fiel er weiter. In London notierte die europäische Gemeinschaftswährung gegen Mittag bei 1,2433 Dollar, dem tiefsten Stand seit November 2008. Im Tagesverlauf legte der Euro wieder leicht auf 1,2472 zu.

„Die Zweifel werden wieder stärker“, sagte Hideaki Inoue von der japanischen Bank Mitsubishi UFJ Trust. Die anfängliche Wirkung des Rettungspakets - der Kurs des Euro war am Montag auf 1,30 Dollar gestiegen - sei schon wieder „abgestumpft“.

Auch an den Börsen gaben die Kurse nach. In Frankfurt am Main fiel der Deutsche Aktienindex um 1,34 Prozent, in London war die Börse 1,66 Prozent im Minus, in Paris 2,44 Prozent, in Mailand gar 3,19 Prozent. Vor allem Bankentitel gaben nach.

Der Preis für Gold - in Zeiten der Krise als sichere Anlage geschätzt - stieg dagegen auf ein neues Rekordhoch. Am London Bullion Market, dem wichtigsten außerbörslichen Handelsplatz für das Edelmetall, notierte der Preis gegen Mittag bei 1249,40 Dollar, sank kurz darauf aber wieder um zwei Dollar ab. Erst am Mittwoch hatte der Goldpreis ein neues Allzeithoch erreicht.

Die Finanzminister der G-7-Staaten hielten eine Telefonkonferenz zur Lage ab, wie der japanische Ressortchef Naoto Kan in Tokio sagte. Sie hätten sich einen Bericht über die europäischen Bemühungen zur Stabilisierung des Euro angehört.

Quelle: Welt Online