In fast allen Geschäftsbereichen kämpft der Erotikkonzern Beate Uhse mit Umsatzrückgängen. Die Kunde bedient sich am Computer zu Hause. Vor allen das Geschäft mit Erotikfilmen ist eingebrochen. Nun setzt der Konzern auf Textilien und Wohnaccessoires und sucht seine Kunden in Familien und unter Frauen.

An dem 32-jährigen Serge van der Hooft fällt zu allererst seine unbekümmerte Offenheit auf. Der Chef der Beate Uhse AG soll bei der Bilanzvorlage in Hamburg erklären, wie der Erotikkonzern die Wende zum Guten schaffen will. Gelingen soll das mit neuen Produkte wie Badetüchern, T-Shirts oder Karaoke-Anlagen, und statt nur Männer sollen junge Paare und Frauen zu Kunden werden.

Was denn nun an einem Handtuch von Beate Uhse erotisch oder auch nur anders sei, wird er gefragt. „Das habe ich auch nicht verstanden“, antwortete der junge Niederländer. Später klärt sich, dass der Aufdruck „Love“ oder ein Lippen-Bild den Unterschied ausmachen.

Zwar stieg der Umsatz mit Textilien wie Bettwäsche, Handtüchern oder Wohnaccessoires wie Kerzen im vergangenen Jahr um bis zu 300 Prozent, allerdings ausgehend von sehr geringen Zahlen. Der Konzern versucht, neue Angebote der Marke Beate Uhse zu etablieren, weil die alten nicht mehr ziehen. Den Grund dafür nannte van der Hooft ebenso uneingeschränkt offen: „Der Verkauf von DVDs ist praktisch tot.“ Das Geschäft, mit dem Beate Uhse die Hälfte des Umsatzes und zwei Drittel des Ergebnisses erzielt hat, existiert praktisch nicht mehr.

Die Preise für Sexfilme sind am Boden, weil Billigware aus Europa oder Fernost im Internet angeboten wird. Die klassische Klientel von Beate Uhse bleibt zuhause, weil sie dort alle Angebote auch am Computer vorfindet. „Nur über eine Partnerschaft mit der Telekom oder Pay-TV-Anbietern könnte unser Filmgeschäft wieder besser laufen, wenn Internet und Fernsehen tatsächlich zusammengewachsen sind“, beschrieb van der Hooft die Aussichten.

Beate Uhse hat im vergangenen Jahr in allen Geschäftsbereichen Einbußen erlitten. Der Versandhandel verlor im Umsatz sechs Prozent auf nunmehr 104 Millionen Euro. Der Verkauf von Sexspielzeugen, Dessous oder auch Bettwäsche ist der mit Abstand profitabelste Teil des Konzerns. Hier ist der Anteil von Frauen an der Kundschaft am höchsten. Die 264 Sex Shops büßten mit 15 Prozent auf 63 Millionen Euro besonders stark an Umsatz ein. Der Großhandelsumsatz an Weiterverkäufer sank um fünf Prozent auf 51 Milliionen Euro.

Das Entertainment-Geschäft – das sind etwa Amateur-Portale im Internet zum eigenen Filmemachen – verringerte den Umsatz leicht auf 13 Millionen Euro. Im Konzern lag das Umsatzminus bei neun Prozent. Dagegen blieb das Konzernergebnis mit rund drei Millionen Euro nahezu konstant. Allerdings gilt dies nur, wenn ein Sondereffekt des Vorjahres berücksichtigt wird: Damals hatte Beate Uhse wegen eines Wasserschadens im Hauptlager vier Millionen Euro von einer Versicherung erhalten.

Eine Dividende für 2009 wird es nicht geben. Für das laufende Jahr strebt der börsennotierte Konzern einen gleichbleibenden Umsatz und ein leicht höheres Ergebnis an. Beate Uhse gehört zu 27 Prozent der niederländischen Consipio Holding. Neun Prozent der Aktien hält die Bank UniCredit, und Ulrich Rotermund verfügt über knapp sieben Prozent. Der Sohn der Firmengründerin sowie die Bank wollen ihre Anteile verkaufen.

In den Niederlanden hat Beate Uhse einen neuen Vertriebspartner gefunden: Dort verkauft jetzt auch Media-Markt einige Angebote. „In Deutschland klappt das nicht. Vielleicht will Media Markt nicht, dass ein Kunde mit einem Sexspielzeug in der Hand an einer Warteschlange vor der Kasse stehen muss“, sagte van der Hooft. Ein anderer Einzelhändler tut sich damit weniger schwer: Die Drogeriekette Rossmann lässt bei Beate Uhse Erotikartikel herstellen.

Quelle: Welt Online