Klebebänder und Tesaroller allein reichen nicht mehr aus, damit die Beiersdorf-Tochter profitabel arbeiten kann. Um das Überlebend der Firma zu sichern geht das Management jetzt völlig neue Wege. Wo in der Industrie oder auf dem Bau bisher geschraubt, genietet oder geschweißt wird, will Tesa künftig kleben.

Tesa will in Zukunft ganz andere Dinge verkleben, als heute üblich: Firmenschilder an einer Wandfassade, Solarzellen mit ihrem Träger auf dem Dach oder Glasscheiben für Hochhäuser im Stahlrahmen. „Etliche Anwendungen auf dem Bau, die heute noch geschraubt, genietet oder geschweißt werden müssen, können wir demnächst verkleben“, sagte Tesa-Chef Thomas Schlegel am Rande der Bilanzpressekonferenz. Möglich werde dies durch ein neuartiges, beidseitiges Klebeband mit wesentlich stärkerer Klebewirksamkeit.

Schlegels Ankündigung klingt mutig, und für Tesa ist es ungemein wichtig, dass das Versprechen wahr wird. Nur dann kann der Klebstoffhersteller als selbstständiges Unternehmen überleben. Produkte für die Bau- oder Solarindustrie sollen dafür den Weg ebnen, ähnlich wie ein Tesafilm für die Medizintechnik. Der Klebestreifen enthält ein bestimmtes Medikament, er wird über den Mund eingenommen und löst sich auf. Als erstes Arzneimittel dafür kommt im Frühjahr ein Schmerzmittel auf den Markt. Der Wirkstoff gelangt über die Haut in die Blutbahn. Diese Neuheiten kosten Geld: Seit 2007 hat das Hamburger Unternehmen in Deutschland rund 100 Millionen Euro in Entwicklung und Ausbau investiert.

Die Beiersdorf-Tochter arbeitet zu 76 Prozent für Industriekunden, lediglich 24 Prozent des Umsatzes von zuletzt 747 Millionen Euro (minus 13 Prozent gegenüber 2008) kommen noch mit Tesaroller und Klebestreifen für Privatkunden zustande. Da die Auto- und Elektroindustrie Hauptabnehmer sind und diese Branchen besonders unter der Wirtschaftskrise leiden, muss Tesa neue Kunden finden. Sonst ist das Ziel, die Rendite schon 2010 wieder zu verbessern, kaum zu erreichen.

Im vergangenen Jahr war der Gewinn vor Steuern auf 29 Millionen Euro (minus 65 Prozent) und nach Steuern auf 19 Millionen Euro (minus 64 Prozent) eingebrochen. In den Zahlen sind 26 Millionen Euro für den Firmenumbau enthalten: Tesa hat als Reaktion auf die Krise zwei Werke – eins bei Flensburg, eins in Malaysia – geschlossen sowie Logistik-Standorte an die Transportfirma Dachser abgegeben. Kurzarbeit ist mittlerweile jedoch wieder beendet. Zeitweise waren davon 1000 der derzeit 3700 Beschäftigten betroffen. Zudem wurde die Belegschaft um rund 300 Stellen verringert.

In diesem Jahr könnte sich ein anderes Problem auftun: Für die Fertigung benötigt der Konzern bestimmte Rohstoffe aus Öl oder Kautschuk. Die Preise dafür steigen an den Weltmärkten seit Monaten deutlich an. Tesa müsste dies an die Kunden weitergeben. Folgerichtig sagt Firmenchef Schlegel: „Wir denken über Preiserhöhungen nach.“ Noch aber will er abwarten, was die Konkurrenz unternimmt.

Quelle: Welt Online