Das Management hatte lange bei den Investoren für die Aktien geworben. Letztlich mit Erfolg: Jetzt ist der größte Börsengang in Deutschland seit mehr als zwei Jahren beschlossene Sache. Experten hoffen, dass der Erfolg von Kabel Deutschland auch anderen Börsenkandidaten den Weg ebnet.

Der Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) brachte alle 34,5 Millionen angebotenen Aktien unter, wie er jetzt mitteilte. Der US-Finanzinvestor Providence, der mit 62 Prozent die Mehrheit an dem Kabel-Marktführer zunächst behält, nimmt damit 760 Millionen Euro ein.


Die überwiegend institutionellen Investoren waren aber nur bereit, 22 Euro je Aktie zu zahlen, nahe dem unteren Rand der von 21,50 bis 25,50 Euro reichenden Zeichnungsspanne. Die Erstnotiz ist für Montag geplant. Das macht auch den übrigen drei Kandidaten Mut, die noch vor Ostern an die Börse streben.


„Wir sind wahnsinnig stolz“, sagte eine Sprecherin von KDG. Das Management hatte zwei Wochen lang bei Investoren in den USA, Großbritannien, Frankreich, Skandinavien und Deutschland für die Aktien geworben, vor allem bei angelsächsischen Anlegern hatte es Erfolg. Privatanleger spielten keine Rolle. Die Papiere seien überzeichnet gewesen. Um wie viel die Nachfrage das Angebot überstieg, sagte die KDG-Sprecherin nicht. „Wir gehen mit einer breitgefächerten Aktionärsbasis an den Start“, betonte sie lediglich.


Providence hatte zugesagt, mindestens sechs Monate nach dem Börsengang keine weiteren Aktien abzugeben, um keinen Druck auf den Aktienkurs zu erzeugen. Dass der Erlös ausschließlich den Alteigentümern zugutekommt, hatte anfangs für Skepsis unter den Investoren gesorgt.

Mehr als KDG hatte in Deutschland zuletzt im November 2007 der Hamburger Hafenkonzern HHLA mit einem Börsengang eingenommen. Er war schnell in den Mittelwerteindex MDax eingezogen. Dort will auch KDG landen. Providence hatte zunächst auch einen Verkauf an einen anderen Finanzinvestor ausgelotet, wegen der unsicheren Lage an den Refinanzierungsmärkten aber den Börsengang vorgezogen.


Experten hoffen, dass der Erfolg von Kabel Deutschland anderen Börsenkandidaten den Weg ebnet. Der Chemikalienhändler Brenntag, die Modekette Tom Tailor und der chinesische Armaturenhersteller Joyou wollen noch im März KDG an die Börse folgen. Dabei könnte Brenntag ähnlich viel erlösen wie KDG. Am oberen Ende der Preisspanne läge das Volumen bei 837 Millionen Euro. „Sollte wider Erwarten einer der beiden Börsengänge scheitern, wäre der Weg auch für andere Unternehmen verbaut“, sagte Händler Stefan Chmielewski vom Graumarkt-Händler Lang & Schwarz.

Quelle: Welt Online