Dividenden freuen viele Aktionäre. Bei manchen in Zertifikaten investierten Anleger ist aber der Frust vorprogrammiert. An dem Geldsegen werden diese Investoren in der Regel nämlich nicht beteiligt. In einigen Fällen kann die Ausschüttung extreme Auswirkungen auf das Risiko-Profil der Zertifikate haben.

Die Stimmung an den Aktienmärkten ist bestens. Nach dem Sprung über die Marke von 6000 Punkten nähert sich der deutsche Aktienindex Dax mit großen Schritten seinem bisherigen Jahreshoch. Und die meisten Analysten zeigen sich zuversichtlich, dass auch auf diesem Niveau das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Die Helaba etwa rechnet im Laufe des zweien Quartals mit einem Anstieg auf 6300 Punkte. Andere Strategen haben sogar schon den nächsten Tausender im Visier.

Beflügeln könnte die Kurse neben der unverändert reichlich vorhandenen Liquidität vor allem die anstehende Dividendensaison, die Anlegern noch einen zusätzlichen Kaufanreiz bietet. Auf den alljährlichen Hauptversammlungen der börsennotierten Konzerne werden die zu diesem Zeitpunkt investierten Anteilseigner über die Dividende nämlich direkt an den Gewinnen der Unternehmen beteiligt. Und das nicht zu knapp.

Zwar rechnen die Analysten der DZ Bank bei der Ausschüttungssumme der 110 im Dax, MDax und TecDax notierten Gesellschaften in diesem Jahr mit einem Rückgang um gut drei auf nur noch knapp 23 Mrd. Euro. Die Ausschüttungsquote, also der Anteil des Gewinns, der als Dividende gezahlt wird, soll jedoch deutlich von 48 auf 62 Prozent steigen. Damit profitieren die Anleger von den finanziellen Erfolgen so stark wie seit sieben Jahren nicht mehr.

Während die kommenden drei Monate für viele Aktionäre also zum Freudenfest werden, ist bei dem einen oder anderen in Zertifikaten investierten Anleger bereits der Frust vorprogrammiert. An den Ausschüttungen werden diese Investoren in der Regel nämlich nicht beteiligt, weil der Dividendenanspruch beim Kauf der Produkte gegen einen Risikopuffer, eine Kapitalgarantie oder sonstige „Extras“ eingetauscht wurde.

Direkte Nachteile entstehen durch die Ausschüttung in den meisten Fällen aber auch nicht. Zwar verbucht die Aktie am Tag nach der Hauptversammlung einen Abschlag in Höhe der gezahlten Dividende. In dem Zertifikat wird dieser Effekt aber bereits im Vorfeld eingerechnet. So wird der Kurs des Zertifikats von dem Kursrückgang bei der Aktie normalerweise nicht tangiert.

Doch es gibt auch Ausnahmen, in denen die Ausschüttung dann sogar extreme Auswirkungen auf das Chance/Risiko-Profil der Zertifikate haben kann. Diese Gefahr droht etwa bei den sogenannten Schwellenprodukten wie etwa Bonuszertifikaten. Hier erhalten Anleger am Ende der Laufzeit eine Mindestrendite in Form einer Bonuszahlung, wenn die Aktie während der Laufzeit eine bestimmte Kursschwelle (die Barriere) niemals verletzt hat.

Rutscht der Aktienkurs jedoch auch nur einmal kurz auf oder unter die Barriere, gehen der Bonusanspruch und damit auch die Chance auf eine positive Rendite bei stagnierenden oder moderat fallenden Kursen automatisch verloren. Und ob ein solcher Schwellenbruch durch einen „normalen“ Kursrückgang oder eine „technische“ Bewegung wie den Dividendenabschlag erfolgt, ist im Endeffekt ohne Bedeutung. Gebrochen ist gebrochen.

Aufpassen müssen Anleger in den kommenden Monaten also vor allem bei Aktien mit einer hohen Ausschüttung und Bonus-Zertifikaten, deren Barriere nur knapp unter dem aktuellen Aktienkurs liegt. Ein solcher Kandidat ist jedes Jahr aufs Neue die Deutsche Telekom, bei deren Aktie aufgrund der Ausschüttung von voraussichtlich 78 Cent am Tag nach der Hauptversammlung (3. Mai) ein rechnerischer Abschlag von rund acht Prozent droht.

Bei einem aktuellen Aktienkurs von knapp zehn Euro gelten daher Bonus-Zertifikate mit Barrieren von neun Euro und höher als akut gefährdet, auch wenn der Sicherheitspuffer mit rund zehn Prozent auf den ersten Blick noch vermeintlich großzügig ausfällt.

Besonders schmerzhaft wäre ein durch den Dividendenabschlag verursachter Bruch der Barriere bei Zertifikaten, die kurz nach der Hauptversammlung fällig werden. Diese Produkte werden in Hoffnung auf die kurzfristig anstehende Bonuszahlung aktuell nämlich bereits mit einem Aufschlag zum Aktienkurs gehandelt. Und der ginge dann verloren, was Anlegern überproportionale Verluste bescheren würde.

Ein Mitte Juni 2010 fällig werdendes Bonus-Zertifikat von Goldman Sachs auf die Deutsche Telekom mit einer Barriere von neun Euro und einem Bonusbetrag von 14 Euro zum Beispiel kostet zurzeit rund 11,75 Euro und damit deutlich mehr als die T-Aktie selbst. Rutscht die Telekom in den kommenden Wochen nun noch auf oder unter neun Euro ab, erlischt die Bonuschance und das Zertifikat fällt auf das Niveau der Aktie zurück. Für Investoren würde das einen Kurseinbruch von gut 23 Prozent bedeuten.

Während sich konservative Anleger von diesen Papieren besser fernhalten sollten, sind extrem risikofreudige Naturen immer auf der Suche nach genau solchen Produkten. Denn den enormen Verlustrisiken stehen auf der anderen Seite auch attraktive Renditechancen gegenüber. Sollte die T-Aktie den Bruch der Barriere bis zum Ende dauerhaft verhindern können, bedeutet die dann gesicherte Bonuszahlung von 14 Euro einen schnellen Drei-Monats-Gewinn von gut 19 Prozent. Ohne dass die Aktie dafür auch nur einen Cent steigen muss (WKN: GS2CAX).

Fazit: Dividendenzahlungen haben auf den Kurs der meisten Zertifikate erst einmal keinen direkten Einfluss. Bei bestimmten Produkten wie zum Beispiel Bonus-Zertifikaten kann durch den Dividendenabschlag aber die Chance auf eine attraktive Rendite ernsthaft in Gefahr geraten. Gerade bei Papieren mit geringen Sicherheitspuffern und nur noch kurzen Restlaufzeiten drohen dann sogar überproportionale Verluste. Solche Produkte sollten deshalb, trotz oder gerade wegen durchaus reizvoller Renditechancen, den spekulativ agierenden Anlegern vorbehalten bleiben.

Quelle: Welt Online