E.on-Chef Wulf Bernotat verlässt das Unternehmen in schwierigen Zeiten: Das jahrelange Wachstum des größten deutschen Gas- und Stromkonzerns ist ins Stocken geraten. Sinkende Gaspreise und die Wirtschaftskrise führen laut E.on zu Einbußen beim Umsatz und Gewinn. Das bekommen die Aktionäre zu spüren.
Der scheidende E.on-Chef Wulf Bernotat meldet für sein letztes ganzes Arbeitsjahr beim Energiekonzern Probleme: Das über Jahre hin starke Wachstum des größten deutschen Gas- und Stromkonzerns ist 2009 erstmals ins Stocken geraten. E.on verzeichnete, bedingt durch die fallenden Gaspreise und die Wirtschaftskrise, sowohl bei Umsatz und Gewinn leichte Rückgänge.
So schrumpften die Erlöse um sechs Prozent auf 82 Milliarden Euro und der um Zukäufe bereinigte Konzernüberschuss um fünf Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Bernotat zeigte sich dennoch zufrieden: Die Rezession habe zwar die Geschäfte beeinträchtigt, E.on habe aber Kurs gehalten.
Zum ersten Mal in der siebenjährigen Amtszeit von Bernotat soll bei E.on die Dividende nicht erhöht werden. Mit 1,50 Euro je Aktie liegt die Ausschüttung auf dem Niveau des Vorjahres, womit knapp 54 Prozent des Überschusses an die Eigentümer fließt.
Damit halte das Unternehmen in seiner Ausschüttungspolitik den bisherigen Kurs bei, betonte Bernotat auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz als Konzernchef. Der 61-jährige Topmanager räumt Anfang Mai den Posten für seinen Stellvertreter Johannes Teyssen, der bereits als „Chief Operating Officer“ das operative Tagesgeschäft verantwortet.
Bei der Prognose über die Entwicklung der Strom- und Gasgeschäfte in 2010 zeigte sich E.on vorsichtig: Aufgrund der Wirtschaftskrise sei das Jahr weiterhin von Unsicherheiten geprägt. Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erwartet der Vorstand ein Plus bis maximal drei Prozent und beim Überschuss ein Ergebnis auf Vorjahresniveau.
In den kommenden Jahren werde E.on die Kosten weiter senken und die Effizienz steigern. Ab 2011 sollen jährlich rund 1,5 Milliarden Euro auf diesem Wege realisiert werden. Darüber hinaus plant das Unternehmen weiter Verkäufe, um E.on auf Kurs zu halten. Details nannte Bernotat nicht. In den Medien war in den vergangenen Wochen spekuliert worden, dass das US-Geschäft abgegeben werden soll.
Nach seinem Ausscheiden bei E.on will der Spitzenmanager erst einmal Pause machen: Außer einigen Aufsichtsratsmandaten habe er für die Zeit nach dem Auslaufen seines Vertrages keine konkreten Pläne. Nur einen Fehler wolle er vermeiden, sagte Bernotat bei seiner sechsten und letzten Bilanzpressekonferenz in der Konzernzentrale: sich zuviel aufzuhalsen.
Bernotat hatte Mitte 2003 den Vorstandsvorsitz von Ulrich Hartmann angetreten und E.on in den Folgejahren unter anderem durch Zukäufe im europäischen Ausland auf Wachstum getrimmt. Mit der spektakulären Übernahme des spanischen Stromversorgers Endesa scheiterte er aber.
Der Manager brach darüber hinaus mit dem Verkauf des Hochspannungsstromnetzes an den niederländischen Netzbetreiber Tennet in der Branche ein Tabu. E.on hatte sich zuvor mit der EU-Kommission verständigt, das Stromnetz und Kraftwerkskapazitäten zu verkaufen. Dafür ließen die Wettbewerbsbehörden der EU ein Verfahren wegen Missbrauchs der marktbeherrschenden Stellung fallen. Ein Eingeständnis marktwidrigen Verhaltens seitens der E.on AG war mit dem Kompromiss allerdings nicht verknüpft.
Die Politik forderte Bernotat auf, klare Vorgaben zu machen. Wenn trotz des Scheiterns der UN-Klimakonferenz von Kopenhagen noch ein weltweites Klimaschutzabkommen erreicht werde, könne E.on zum Gelingen Entscheidendes beitragen, kündigte Bernotat an: Die bislang bis 2030 versprochene Halbierung der spezifischen CO*-Emissionen des Konzerns könne in diesem Fall sogar schon bis 2020 erreicht werden.