Der Chemieindustrie geht es offenbar wieder besser. Nach den starken Zahlen von Merck am Dienstag legt jetzt die BASF eine überraschend gute Bilanz vor. Konzernchef Hambrecht geht daher optimistisch ins letzte volle Amtsjahr. Drei Manager machen sich Hoffnungen auf seine Nachfolge.
BASF-Chef Jürgen Hambrecht geht optimistisch in sein letztes volles Geschäftsjahr. Nach einem guten vierten Quartal konnte der weltgrößte Chemiekonzern auch das Gesamtjahr besser abschneiden, als von Analysten erwartet. „Die Geschäftsbelebung geht von Quartal zu Quartal weiter“, sagte Hambrecht bei der Vorlage der Geschäftszahlen. „Ich bin relativ zuversichtlich, dass wir uns stetig nach oben bewegen.“ Zwar werde 2010 ein Übergangsjahr mit einem unsteten Verlauf, so Hambrecht. „Das Schlimmste liegt hinter uns.“ Daher will der Ludwigshafener Konzern das aktuelle Bilanzjahr mit deutlichen Steigerungen gegenüber 2009 abschließen.
Die Chemieindustrie gilt als Konjunkturseismograf, weil sie alle relevanten Wirtschaftszweige mit Kunststoffen und Chemikalien beliefert und daher als erstes profitiert, wenn die Nachfrage wieder anzieht. Schon am Dienstag legte mit Merck ein Chemie- und Pharmakonzern gute Zahlen vor. BASF folgt nun diesem Trend. Am heutigen Freitag legt dann der Branchen-Zweite Bayer seine Bilanz vor. Auch hier werden starke Zuwachszahlen in den Geschäftsfeldern Pharma und Agrochemie erwartet. Einzig die Kunststoffsparte dürfte wegen der weltweiten Konjunkturkrise erneut schwache Zahlen vorweisen. Über den Verbleib dieser Sparte im Bayer-Konzern wird seit Längerem spekuliert.
Bayer-Chef Werner Wenning wird sein Amt im Oktober abgeben. Zusammen mit Hambrecht, dessen Vertrag im Frühjahr 2011 endet, kommen damit bei den beiden größten Chemiekonzernen Deutschlands neue Vorstandschefs ans Ruder. Während aber bei Bayer bereits die Nachfolge entschieden ist, wird bei der BASF erst im Sommer mit einer Vorentscheidung gerechnet.
Derzeit machen sich drei Manager ernsthafte Hoffnungen, darunter auch Finanzchef Kurt Bock und Asienchef Martin Brudermüller. Hambrecht selbst wollte sich nicht zum Stand des Auswahlverfahrens äußern. „Ich habe den Aufsichtsrat nicht neben mir sitzen. Daher werden sie verstehen, dass ich mich dazu nicht äußern werde.“
Bei leitenden Angestellten wird aber damit gerechnet, dass Finanzvorstand Bock das Unternehmen verlassen wird, wenn er nicht Nachfolger von Hambrecht wird. Es würde den Konzern schwächen, da Bock am Kapitalmarkt einen guten Ruf hat.
Die BASF konnte sich aber im Gesamtjahr nicht dem negativen Wirtschaftsumfeld entziehen. In vier von sechs operativen Geschäftsfeldern gingen die Umsatz- und Ergebniszahlen im Vergleich zu 2008 zurück: Betroffen von den Rückschlägen war auch der Bereich „Öl und Gas“, der in den letzten Jahren stets der Wachstums- und Renditemotor war.
Nur die Sparten Agrochemie und Kunststoffe konnten sich besser entwickeln als 2008. In der Kunststoffsparte schaffte BASF sogar wieder den Sprung in die schwarzen Zahlen, nachdem im Vorjahr ein Verlust auf Ebitda-Basis von 174 Mio. Euro verzeichnet werden musste.
Der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF hat im vergangenen Jahr angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Insgesamt rutschten aber die Umsätze des Gesamtkonzerns wegen der weltweiten Absatzkrise um mehr als 18 Prozent auf 50,7 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) brach um 43 Prozent auf knapp 3,7 Milliarden Euro ein. Der Gewinn halbierte sich sogar auf 1,4 Milliarden Euro.
Analysten bewerteten die Bilanzahlen als durchaus positiv. Der Aktienkurs der BASF zog entsprechend an und notierte zeitweise bei 42, 70 Euro, einem Plus von 5,2 Prozent gegenüber dem Vortag. BASF war damit zeitweise der größte Kursgewinner im Dax.