Umweltaktivisten protestieren gegen Anbau von genmanipulierten Sorten. Ministerin Aigner gibt Startschuss für Klimainitiative.

Berlin. Noch vor der offiziellen Eröffnung hat es auf der Internationalen Grüne Woche einen Eklat gegeben: Agrarministerin Ilse Aigner bekam am Donnerstag gleich kiloweise Kartoffeln vor die Füße geschüttet. Mit der Aktion protestierte die Umweltorganisation Greenpeace gegen den Versuchsanbau der gentechnisch veränderten Kartoffelsorte Amflora.

Bei der Vorbesichtigung einer Messehalle pirschten sich zwei Aktivistinnen im Dirndl mit großen Körben an die CSU-Politikerin heran und warfen ihr die Knollen vor die Füße. Eine der beiden rief: „Frau Aigner, stoppen Sie den Anbau von genmanipulierten Kartoffeln.“ Sicherheitskräfte stürzten sich auf die beiden Greenpeace-Mitglieder. Die Polizei nahm ihre Personalien auf.

Aigner kam mit dem Schrecken davon; sie stellte keine Strafanzeige gegen Greenpeace. „Das sieht die Ministerin ganz gelassen“, sagte ihr Sprecher Holger Eichele. Greenpeace könne durchaus demonstrieren. Die Landwirtschaftsministerin hat in der vergangenen Wahlperiode zwar den Anbau von Genmais in Deutschland untersagt, aber den Versuchsanbau der genmanipulierten Kartoffel zur Stärkegewinnung zugelassen.

Startschuss für weltweite Klimainitiative

Bevor Aigner am Abend die zehntägige Verbrauchermesse offiziell eröffnete, kündigte sie einen Schwerpunkt am Rande der Grünen Woche an. Zusammen mit mehr als 50 Agrarministern will Aigner am Wochenende den Startschuss für eine weltweite Initiative für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft geben. Aigner sagte, in Deutschland sei es gelungen, seit 1990 fast zehn Millionen Tonnen an Treibhausgasen wie Methan und Lachgas einzusparen.

Weitere Beiträge zum Klimaschutz könnten die Bauern über moderne Düngungs- und Fütterungsmethoden leisten, erklärte Aigner. Allerdings müsse auch eine ständig wachsende Weltbevölkerung ernährt werden. Eine zugleich klimaneutrale und ausreichende Versorgung aller sei nur schwer vorstellbar.

Dumpingpreise gehen zur Last der Qualität

Nach der Wirtschaftskrise steige jetzt wieder die Nachfrage nach Agrarprodukten, berichtete Aigner: „Wir sehen eine Aufhellung der Konjunktur.“ Deshalb gebe es jetzt die „begründete Hoffnung auf steigende Erzeugerpreise“. Allerdings müssten die Verbraucher auch das Ihre zu fairen Preisen beitragen.

„Wenn in unserem Land nur noch der Preis regiert, geht dies irgendwann zulasten der Qualität und der Verbraucher“, sagte Aigner. „Immer höhere Standards, immer höhere Vielfalt, immer niedrigere Preise – auf Dauer geht das nicht gut.“

Die Ministerin widersprach Berichten, sie habe den Verbrauchern geraten, nicht so viel Fleisch zu essen. „Das war eine wunderschöne Ente“, sagte sie. Sie habe lediglich die Probleme einer Wegwerfgesellschaft problematisiert, erklärte Aigner.

„Vorsichtig bessere Grundstimmung“

Bauernpräsident Gerd Sonnleitner erwartet für die deutschen Landwirte nach dem „katastrophalen und desaströsen Jahr 2009“ eine leichte Besserung. Zwar gebe es an der „miserablen Lage“ in der Agrarbranche nichts zu deuteln, sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbands. Trotzdem erwarte er eine „vorsichtig bessere Grundstimmung im Jahr 2010“.

2009 habe der Durchschnittsbauer einen Einkommensverlust von 24 Prozent hinnehmen müssen, sagte Sonnleitner. Bei den Milcherzeugern sei es sogar ein Minus von 40 bis 50 Prozent gewesen. Dass ein deutscher Landwirt nur noch 2.000 Euro brutto im Monat erwirtschafte, zeige, wie „dramatisch“ die Lage sei. Von den 360.000 Landwirten in Deutschland stiegen jedes Jahr drei bis vier Prozent aus der Agrarproduktion aus.