Es fällt im ersten Moment schwer, sich eine Werft wie Blohm + Voss in ausländischer Hand vorzustellen. Schließlich gilt sie, 1877 gegründet und seit 1957 im Besitz von Thyssen, wie kaum ein anderer Betrieb als Inbegriff des deutschen Schiffbaus.
Entsprechend gemischt sind die Gefühle, die der neue mögliche Mehrheitseigner aus den Vereinigten Arabischen Emiraten auslöst.
Doch mit Tradition allein lassen sich im internationalen Wettbewerb keine Aufträge gewinnen. Liegen sie nicht vor, müssen Entscheidungen her. Entweder es werden Arbeitsplätze abgebaut oder neue Betätigungsfelder beziehungsweise Partner gefunden, die Aufträge mitbringen. So gesehen ist die Entscheidung von ThyssenKrupp zunächst für die Mitarbeiter noch die schonendste.
Dennoch ist die Kritik der IG Metall, die bei der Spezialisierung auf den Marineschiffbau um die Auslastung mit zivilen Aufträgen fürchtet, nachvollziehbar. Zudem fühlt sich die Gewerkschaft übergangen, weil sie nur sehr kurzfristig über den neuen Schritt informiert wurde. Da muss ThyssenKrupp nachbessern.
Die entscheidende Frage bleibt, ob die Zusammenarbeit mit der Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar wirklich die notwendigen Aufträge bringen kann. Gelingt dies sowohl bei Marineschiffen als auch bei den Megayachten, könnte nicht nur die Krise überbrückt, sondern auch die Zukunft gesichert werden. Gelingt es nicht, hätte ThyssenKrupp zwar einen neuen kapitalkräftigen Partner an seiner Seite. Trotzdem dürfte es bald wieder eng werden.
Die durchweg positiven Reaktionen in Hamburg zeigen, dass die ganze Stadt darauf setzt, dass Blohm + Voss nun wieder in ein ruhiges Fahrwasser kommt. Denn was wäre Hamburg ohne den Blick von den Landungsbrücken auf die Docks am gegenüber liegenden Elbufer?