Frankfurt/Main. Die Norddeutsche Landesbank segelt bisher ohne große Schäden durch die seit vier Jahren dauernde Schifffahrtskrise. Das Portfolio der Bank halte sich hervorragend, sagte Klaus Stoltenberg, der das Schiffsfinanzierungs-Geschäft bei der NordLB leitet.
„Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auch in diesem und im nächsten Jahr profitabel bleiben werden.“ Als die Märkte sich vor der Krise überhitzten, habe sich das Institut vorsichtig verhalten und nur noch selektiv Geschäfte gemacht, erklärte Stoltenberg. „Deshalb haben wir heute weniger Probleme als viele Wettbewerber.“ Andere Banken fahren ihr Geschäft derzeit zurück, die Commerzbank hat sogar angekündigt, sich ganz aus der Schiffsfinanzierung zurückzuziehen.
Die Schifffahrtsbranche leidet seit Jahren an Überkapazitäten und sinkenden Frachtraten. Einige Unternehmen gingen bereits pleite, andere können ihre Betriebskosten nicht mehr bezahlen und geraten mit Kreditzahlungen in Rückstand. „Wir richten uns darauf ein, dass wir noch ein, zwei oder mehr schwierige Jahre vor uns haben“, sagte Stoltenberg. Unter Druck stünden derzeit besonders Tanker und Bulker – das sind Frachtschiffe, die Massengüter wie Kohle oder Erz transportieren. Die NordLB hat in diesem Bereich laut Stoltenberg jedoch kaum Schwierigkeiten, weil die Bank besonders gute Projekte ausgesucht habe.
„Wir sind sehr gelassen“, betonte Stoltenberg. Für die Schifffahrtsabteilung der Hannoveraner Bank sei es besonders wichtig, wie sich der Markt für Container-Schiffe entwickle, in dem das Institut vergleichsweise stark engagiert ist. „In diesem Bereich sehe ich gute Chancen, dass es in den nächsten ein bis zwei Jahren eine maßgebliche Erholung geben wird.“
Wegen der Schifffahrtskrise und höheren Kapitalanforderungen der Aufseher sind viele Banken in der Branche auf dem Rückzug. Die französischen Geldhäuser Societe Generale und BNP Paribas reduzieren ihr Engagement und die HSH Nordbank muss auf Druck der EU-Kommission schrumpfen. Die deutschen Reeder fürchten deshalb Finanzierungsengpässe und haben die Bundesregierung um Hilfe gebeten.
Da sich die meisten Banken Schritt für Schritt aus dem Markt zurückziehen, spürt die NordLB bisher allerdings noch keine großen Auswirkungen. Alle Wettbewerber wollten den Markt, in dem sie noch in großen Umfang engagiert sind, nicht beschädigen, indem sie über Nacht aussteigen, sagte Stoltenberg. „Für uns ist es wichtig, dass wir Partnerbanken haben, mit denen wir die bestehenden Finanzierungen am Laufen halten – das ist bisher überall gegeben.“ Im Neugeschäft halten sich viele deutsche Banken allerdings zurück. „Hier sind außereuropäische Banken auf dem Vormarsch – etwa Institute aus Asien, den USA und Australien“, beobachtet Stoltenberg.
Einige Banken haben in letzter Zeit Schiffe von zahlungsunfähigen Schuldnern übernommen und Firmen angeheuert, um die Frachter zu betreiben. Sie wollen so hohe Abschreibungen verhindern und hoffen darauf, die Schiffe nach Ende der Krise zu akzeptablen Preisen weiterzuverkaufen. Die Preise für Schiffe seien so tief gefallen, dass Banken alles tun, um Verkäufe im derzeitigen Umfeld zu verhindern, sagt John Dalby, der Chef des Restrukturierungsexperten Marine Risk Managment.
Die NordLB geht derzeit allerdings nicht davon, dass sie Schiffe über Leasing-Töchter ins Eigentum nehmen muss. „Das wäre für uns das allerletzte Mittel“, machte Stoltenberg deutlich. „Wir sind keine Reeder und wollen es auch nicht werden.“ Die NordLB sei seit über 40 Jahren im Markt aktiv und haben ein enges Netzwerk an Kunden, potenziellen Interessenten und Ansprechpartnern. „Sie kennen sich mit Schiffsmanagement alle besser aus, als es eine Bank jemals tun könnte.“ (Reuters)