Kreditinstitute versorgen sich mit 489 Millionen Euro zu günstigem Zinssatz
Frankfurt. Im Kampf gegen eine drohende Kreditklemme hält die EZB Europas Banken langfristig mit einer beispiellosen Geldspritze von fast einer halben Billion Euro flüssig. Mehr als 520 Geldinstitute griffen bei der erstmals aufgelegten Kreditlinie mit drei Jahren Laufzeit zum Leitzins von 1,0 Prozent zu, wie die Europäische Zentralbank (EZB) mitteilte. Die gewaltige Nachfrage in Höhe von rund 489 Milliarden Euro erstaunte selbst Experten, die im Schnitt 310 Milliarden erwartet hatten. Investoren reagierten erleichtert auf den EZB-Geldsegen, den die Banken zur Refinanzierung ihrer Schulden, aber auch für Firmenkredite und zum Kauf von Staatsanleihen klammer Euro-Staaten nutzen sollen.
Nach Ansicht der deutschen Privatbanken ist der sogenannte Drei-Jahres-Tender ein Quantensprung: Er verbessere die Liquiditätsversorgung in Europa entscheidend, sagte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands. Das erleichtere den Banken in einer schwierigen Phase die Refinanzierung - gerade zusammen mit den anderen Liquiditätshilfen, die die EZB Anfang Dezember beschlossen hatte. "All das sind wichtige und richtige Schritte, um der Gefahr einer Kreditklemme im Euro-Raum zu begegnen", sagte Kemmer. Insbesondere Banken in Italien standen bei der EZB Schlange: Mehr als zehn Geldinstitute des Landes, darunter Branchenprimus UniCredit, sollen sich mit Geld versorgt haben. Der Bankenverband ABI machte jedoch umgehend deutlich, dass das frische Geld nicht zum Ankauf von Staatsanleihen gedacht ist.
Der jetzt aufgelegte Drei-Jahres-Tender ist Teil eines riesigen Rundumsorglospakts für die Banken der Euro-Zone. Hinzu kommt ein weiterer lang laufender Tender Ende Februar, Erleichterungen bei der globalen Dollar-Versorgung durch mehrere internationale Zentralbanken und eine Halbierung der Mindestreserve von zwei auf ein Prozent. Auf die Banken Europas rollt 2012 eine gigantische Refinanzierungswelle zu, da 725 Milliarden Euro an Schulden auslaufen und zurückgezahlt oder verlängert werden müssen. Die EZB befürchtet, dass die Banken vor diesem Hintergrund ihre Darlehensvergabe einschränken könnten. EZB-Präsident Mario Draghi hatte die Banken ermutigt, die von der Zentralbank ausgeworfenen Rettungsleinen ohne Scheu zu ergreifen.
Die überaus rege Nachfrage dürfte seine Erwartungen noch übertroffen haben. Zum Vergleich: Beim ersten Jahrestender der EZB vom Juni 2009 hatten mehr als 1000 Banken insgesamt 442 Milliarden Euro abgerufen. Wegen der niedrigen Zinsen ist das Angebot der EZB für die Banken verlockend. Ökonom Eugen Keller von der Metzler-Bank rechnet vorerst mit Beruhigung an den Märkten: "Vielleicht schaffen wir es tatsächlich, das ganz, ganz negative Denken in Sachen Euro-Krise nun etwas hinter uns zu lassen."