Fitch hält zahlreiche Geldhäuser für weniger kreditwürdig. IWF-Chefin Lagarde warnt vor weltweiter Depression
New York. Die Rating-Agentur Fitch hat in einem Rundumschlag die Kreditwürdigkeit mehrerer europäischer und amerikanischer Banken herabgestuft, darunter auch die Deutsche Bank. Die kleinste der drei großen US-Rating-Agenturen begründete dies mit zunehmenden Unsicherheiten in der Finanzbranche. Die Deutsche Bank werde mit Sicherheit als eine der führenden Banken aus dem Umwälzungsprozess der Branche hervorgehen, stellte Fitch zwar fest. Gleichwohl sei das Institut nicht ganz so gut kapitalisiert wie andere Wettbewerber. Fitch senkte ihre langfristige Bonitätseinschätzung für den deutschen Branchenprimus von AA- auf A+. Das bedeutet aber immer noch eine "gute" Kreditwürdigkeit.
Theoretisch macht die Herabstufung es für die betroffenen Banken teurer, sich zu refinanzieren. Tatsächlich ist der Markt für neue Bankanleihen, also Fremdkapital, in der Euro-Zone seit der Zuspitzung der Finanzkrise bereits fast ausgetrocknet. Die Rating-Agentur stufte auch die französische BNP Paribas, die britische Barclays Bank und das Schweizer Institut Credit Suisse herunter. In den USA mussten die Bank of America, die Citigroup und Goldman Sachs eine Stufe tiefer rutschen. Außerdem drohte Fitch Belgien, Spanien, Slowenien, Italien, Irland und Zypern kurzfristig mit der Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit. Die entsprechenden Ratings seien mit einem negativen Kreditausblick versehen worden, teilte Fitch am Freitag in London mit. Zudem hat die Rating-Agentur den Ausblick für die französische Kreditwürdigkeit von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Die Bestnote AAA wurde jedoch zunächst bestätigt. Im Gegensatz zu den anderen sechs Ländern droht Frankreich nicht kurzfristig eine Herabstufung, sondern erst innerhalb der nächsten zwei Jahre.
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hat mit Blick auf die Probleme in der Euro-Zone die Weltgemeinschaft zum Schulterschluss gegen eine globale Wirtschaftskrise aufgerufen. Keine Volkswirtschaft, egal ob arm oder reich, sei momentan immun gegen einen Niedergang, wenn sie sich isoliere, sagte die Direktorin des IWF. Hauptursache der globalen Gefahren seien die Probleme in der Euro-Zone. Lagarde verglich die Situation mit den 1930er-Jahren, bevor der Zweite Weltkrieg ausbrach. Während der Großen Depression hätten Rückzug, Protektionismus und Isolation die internationale Politik bestimmt. Mit diesen Äußerungen dürfte Lagarde auch auf die erfolglosen Bemühungen bei der Welthandelsorganisation WTO zu einer Liberalisierung des Welthandels anspielen. Erst am Vortag hatte WTO-Chef Pascal Lamy betont, der Welthandel stehe wegen des Stillstands bei den Doha-Verhandlungen zum Abbau von Handelsschranken am Scheideweg. Dabei seien Fortschritte bei der Liberalisierung dringender denn je.
Die Aussichten für die Weltkonjunktur bezeichnete Lagarde als "ziemlich düster". Es bestehe fast überall die Gefahr, dass sich das Wachstum verlangsame und die öffentlichen Haushalte ins Schwanken gerieten.