Die Erwartungen der befragten Experten sind überraschend gestiegen – dennoch bleibt die mittelfristige Entwicklung getrübt.
Mannheim. Der Abwärtstrend der Konjunkturerwartungen von Finanzexperten scheint gestoppt. Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) berechnete Konjunkturindex stieg von minus 55,2 Punkten im November auf minus 53,8 Punkte im Dezember, wie das ZEW am Dienstag in Mannheim mitteilte.
Der leichte Anstieg beendet einen neunmonatigen Abwärtstrend. „Bei den Konjunkturerwartungen scheint die Bodenbildung erreicht worden zu sein,“ sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz.
+++ Konjunkturwerwartung auf tiefstem Stand seit drei Jahren +++
Der Index ist allerdings weit entfernt von seinem historischen Mittelwert von 24,6 Punkten. In den negativen Konjunkturerwartungen kommt laut ZEW bereits seit einigen Monaten die Verunsicherung der Finanzmarktexperten durch die Schuldenkrise im Euroraum zum Ausdruck.
Auch im Dezember deute der negative Saldo der Erwartungen weiterhin auf eine Abschwächung der konjunkturellen Lage in Deutschland im nächsten halben Jahr hin. „Die Finanzmarktexperten rechnen offenbar mit einer geringeren Wirtschaftsdynamik, aber nicht mit einem Absturz der deutschen Wirtschaft im nächsten halben Jahr“, sagte Franz. Es sei möglich, dass die Beschlüsse des jüngsten EU-Gipfels die Erwartungen positiv beeinflusst haben.
In ihrer Bewertung der aktuellen konjunkturellen Lage für Deutschland bleiben die Finanzexperten positiv, der entsprechende Indikator ist im Dezember aber bereits zum fünften Mal in Folge zurückgegangen. Der Lageindex sank den Angaben zufolge um 7,4 Punkte und notiert nun bei 26,8 Punkten.
Das ZEW befragte vom 28. November bis zum 12. Dezember 287 Analysten und institutionelle Anleger nach ihren mittelfristigen Erwartungen bezüglich der Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung. Der Index der Konjunkturerwartungen gibt die Differenz der positiven und negativen Einschätzungen für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung auf Sicht von sechs Monaten in Deutschland wieder. (dapd/abendblatt.de)