Spezialölhersteller Nynas will am Standort Harburg 220 Mitarbeiter weiterbeschäftigen. Für 30 Arbeitsplätze gibt es noch keine Lösung
Hamburg. Für einen großen Teil der Mitarbeiter der Harburger Shell-Raffinerie ist die lange Zeit der Ungewissheit nun vorüber: Der schwedische Spezialölhersteller Nynas übernimmt Produktionsanlagen und bis Mitte 2014 in zwei Stufen insgesamt 220 Beschäftigte. "Die Harburger Raffinerie setzt ihre Produktion zunächst unverändert fort und wird im Laufe der nächsten 24 Monate schrittweise zu einer eigenständigen Spezialschmierstoffraffinerie umgebaut", erklärte Staffan Lennström, Präsident von Nynas.
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Grundlage dafür ist ein Pachtvertrag mit einer Laufzeit von 25 Jahren, für den die Genehmigung durch die EU-Kommission noch aussteht. Bereits im Jahr 2009 hatte Shell angekündigt, sich von der Raffinerie trennen zu wollen. Allerdings fand sich kein Käufer für die Anlange, in der heute Kraftstoffe sowie Schmierstoffe produziert werden.
Den Teil, in dem die Kraftstoffe erzeugt werden, behält Shell. Auf diesem Gelände will der Mineralölkonzern jedoch künftig keine Kraftstoffe mehr herstellen; dort soll ein Terminal für den Umschlag und für die Lagerung von Kraftstoffen entstehen.
Derzeit arbeiten 530 Beschäftigte auf dem Gelände der Raffinerie. 60 von ihnen haben befristete Verträge, die nicht verlängert werden. "Wir gehen davon aus, dass wir für die Mehrheit der Mitarbeiter in Harburg Lösungen finden", sagte Peter Seifried, Vorsitzender der Geschäftsführung von Shell Deutschland Oil. "Nynas plant, in der Raffinerie für Spezialschmierstoffe rund 220 Mitarbeiter zu beschäftigen. Im Shell Terminal werden voraussichtlich 40 Mitarbeiter arbeiten." Für die verbleibenden Mitarbeiter gebe es Möglichkeiten einer vorzeitigen Pensionierung sowie die Besetzung von Stellen an anderen Shell-Standorten mit Harburger Mitarbeitern, so Seifried. Nur für rund 30 Mitarbeiter sei noch unklar, ob man eine neue Beschäftigung für sie finde. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) hatte mehrfach gegen die geplante Schließung der Shell-Raffinerie protestiert und das Unternehmen zum Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen aufgefordert.
Die Übernahme der Schmierstoffherstellung in Harburg sei "ein wichtiger Meilenstein in der Wachstumsstrategie von Nynas", so Lennström. Die neue Anlage dort mit einer Jahresproduktion von bis zu 330 000 Tonnen bedeute für das Unternehmen eine Kapazitätssteigerung von 30 Prozent. Bisher hat Nynas vier Raffinerien.
Das Unternehmen mit Sitz in Stockholm erwirtschaftet mit 860 Beschäftigten einen Jahresumsatz von umgerechnet gut zwei Milliarden Euro und sieht sich als weltweiter Technologieführer bei Premiumspezialölen. Zu den Produkten gehören unter anderem Öle für die Kühlung von Transformatoren sowie für die Herstellung von Gummi, Klebstoffen und Reifen.
Auf dem Gelände in Harburg will Nynas künftig gemeinsam mit einem weiteren Partner eine Anlage zur Erzeugung von Wasserstoff bauen. Zusammen mit dem geplanten Umbauprogramm ermögliche die Anlage größere Produktionsmengen und neue Produkte, wie zum Beispiel medizinische Öle.
Shell hatte im Jahr 2009 entschieden, sich auf große, komplexe und integrierte Raffinerieanlagen wie etwa die Shell Rheinland Raffinerie an den Standorten Wesseling und Godorf zu konzentrieren. Dies ist heute die einzige Raffinerie, die der Mineralölmulti in Deutschland noch in eigener Regie betreibt. Eine weitere kleinere Anlage in Heide war schon 2009 an die Investmentgesellschaft Klesch verkauft worden. Dieser Standort hatte damals 570 Beschäftigte.
Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch begrüßte gestern die Vereinbarung mit Nynas. Das schwedische Unternehmen werde den Standort Hamburg verstärken. "Meine Behörde war von Anfang an in die Entscheidung eingebunden und insbesondere daran interessiert, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten", so Horch. Shell gehe davon aus, auch für die Mehrzahl der Mitarbeiter, die nicht von Nynas übernommen werden, eine tragfähige Lösung zu finden. "Damit haben die Mineralölindustrie und deren erfahrene und sehr gut ausgebildete Beschäftigte weiterhin eine Zukunft am Standort Hamburg", sagte Horch.