Die mobilen Lesegeräte sind Verkaufsschlager im Weihnachtsgeschäft. 100.000 deutschsprachige Bücher sind digital verfügbar.
Hamburg. Hellgrau ist er, leicht wie ein Taschenbuch und kann bis zu 2000 Bücher gleichzeitig schlucken. Der neue E-Book-Reader Oyo II zieht bei Thalia an den Großen Bleichen jede Menge neugierige Blicke auf sich. Pünktlich zum diesjährigen Weihnachtsgeschäft hat die Buchhandelskette ihrem Lesegerät für elektronische Schmöker eine Runderneuerung spendiert: Mehr Speicherkapazität, ein anderes Display und eingebaute Lexika hat das neue Modell jetzt.
"Das Interesse an dem Gerät ist groß", sagt die stellvertretende Filialleiterin Meike Leutke. "Früher waren es vor allem technikaffine Kunden, die sich für E-Books begeisterten, doch jetzt kommen die Käufer aus allen Altersgruppen und Schichten." Das geringe Gewicht der Lesegeräte sei ebenso ein wesentliches Kaufargument wie die veränderbare Schriftgröße.
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Geht es nach den großen Buchhandelsketten und der Elektronikindustrie, dann soll der Käuferansturm vor dem Fest dem sehr übersichtlichen E-Book-Markt in Deutschland endlich einen entscheidenden Impuls verleihen. "Fast alle großen Hersteller und Händler bewerben derzeit ihre neuen Lesegeräte für elektronische Bücher", sagt Simone Zinner von der Marktforschungsgesellschaft GfK. Die Flut an zusätzlichen E-Readern werde der Branche einen deutlichen Schub geben.
"Bereits Ende September haben die Umsätze mit elektronischen Büchern in Deutschland das Niveau des Vorjahres erreicht", betont die Forscherin. Allerdings seien die Erlöse mit gerade einmal 21 Millionen Euro noch bescheiden. Der Anteil am gesamten deutschen Buchumsatz liegt unter einem Prozent.
Die Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers rechnet damit, dass digitale Bücher im Jahr 2015 etwa 6,3 Prozent des Belletristikumsatzes in der Bundesrepublik ausmachen werden. Dann sollen etwa 2,4 Millionen Verbraucher über ein passendes Lesegerät verfügen, zwölf Millionen weitere könnten im Besitz eines Tablet-PCs wie dem iPad sein, der sich nicht nur zum Lesen von Büchern, sondern auch für Spiele oder zum Ansehen von Filmen eignet.
Die Hersteller der reinen E-Book-Reader versuchen derzeit vor allem über den Preis, ihre Geräte in den Markt zu drücken. Als Preisbrecher fungiert dabei unter anderem der weltgrößte Online-Händler Amazon, der die einfachste Version seines Lesegeräts Kindle für 99 Euro verkauft. Das Modell von Thalia ist hingegen 20 Euro teurer.
Dafür müssen Amazon-Kunden ähnlich wie beim Oyo auf Extras wie eine Mobilfunkverbindung oder eine fest eingebaute Tastatur verzichten. Neue Bücher lassen sich beim Kindle am besten über das eingebaute WLAN-Modul und zusammen mit einem Computer auf das Gerät übertragen. Man stöbert am Rechner in Amazons Digitalbuchangebot, bestellt am Rechner und lässt den Titel dann direkt an den Kindle schicken. Wenn das Lesegerät im heimischen Funknetz eingeloggt ist, werden erworbene Titel binnen Sekunden von Amazon übertragen.
Der Internetkonzern ist mit den deutschen Verkaufszahlen für das Lesegerät überaus zufrieden. "Seit der Einführung Ende September ist der Kindle das meistverkaufte Elektrogerät bei uns", sagt Unternehmenssprecherin Veronika von Bredow.
Noch günstiger als bei Amazon ist der Einstieg in die E-Books bei Deutschlands größter Buchhandelskette Weltbild zu bekommen. Mit knapp 60 Euro bietet die Gruppe ihr Lesegerät ganz bewusst zum Kampfpreis an, um die Einstiegsschwelle in den Markt zu senken und den eigenen Umsatz mit elektronischen Büchern zu steigern.
Die digitalen Schmöker selbst sind ebenfalls zu etwas günstigeren Preisen als ihre gedruckten Pendants zu erhalten. So bietet Amazon beispielsweise den aktuellen Fantasy-Bestseller "Eragon - Das Erbe der Macht" als Kindle-Version fünf Euro günstiger als die gebundene Ausgabe an.
Insgesamt sind bei dem Online-Händler derzeit rund 50 000 deutschsprachige Titel in digitaler Form verfügbar, darunter gut 80 Prozent der Spiegel-Bestsellerliste. Thalia bietet im eigenen Internetshop sogar rund 100.000 deutschsprachige Bücher in digitaler Form an. Die Zahl habe sich in den vergangenen zwei Jahren "rasant" erhöht, heißt es bei der Buchhandelskette. (abendblatt.de)