Als Staatsminister war Hoyer (FDP) eine Art graue Eminenz des Auswärtigen Amts: Jetzt wird er Chef der Europäischen Investitionsbank.

Brüssel. Im Sommer wurde der Mann für einen der besten Posten gehandelt, der in der deutschen Politik zu vergeben ist: Außenminister, anstelle von Guido Westerwelle, der damals vor dem Aus schien. Jetzt wird Werner Hoyer tatsächlich Chef – aber nicht im Auswärtigen Amt (AA), wo er die sechs wichtigsten Jahre seines bisherigen Berufslebens verbrachte, sondern bei der Europäischen Investitionsbank, der „Hausbank“ der EU.

Der Wechsel des 60-jährigen FDP-Manns nach Luxemburg kommt allerdings nicht mehr überraschend. Seit Anfang Oktober schon ist bekannt, dass der bisherige Staatsminister Berlin verlassen will. Westerwelle, von dem sich Hoyer nicht erst in diesem Sommer entfremdet hat, sitzt wieder fest im Sattel. Insofern ist der Gang zur Investitionsbank für den Brillen- und Bartträger eine nachvollziehbare Entscheidung.

Hoyer selbst hätte sich den anderen Job durchaus zugetraut, sieht das Verhältnis zum Außenminister aber weiterhin als intakt an. „Manche Leute können sich gar nicht vorstellen, dass man mit Westerwelle befreundet sein kann. Aber ich nehme das für mich in Anspruch.“ Er nennt andere Gründe für den Wechsel. „Fachlich ist mir die Funktion wie auf den Leib geschrieben.“

Tatsächlich verfügt Hoyer nicht nur über eine große Europa-Erfahrung durch seine Tätigkeit als AA-Staatsminister (das erste Mal von 1994 bis 1998, dann seit 2009). Zudem kann der diplomierte Volkswirtschaftler darauf verweisen, dass sein Berufsleben als Geldexperte begann. Sein erstes Buch, damals noch als Wissenschaftlicher Assistent an der Uni Köln, handelte von den „Vermögenseffekten des Geldes“ (1978).

Erst später wechselte er in die Politik, wo er vorübergehend auch FDP-Generalsekretär war, und dann in die Diplomatie. Als Vize-Außenminister – wiewohl es den Titel offiziell nicht gibt - blieb er im Hintergrund, kannte seine Akten genau. Er behielt auch die Eigenart, leise zu sprechen und die Dinge eher etwas zu kompliziert auszudrücken. Auch so ein Grund, weshalb ihn im Auswärtigen Amt manche den „Anti-Westerwelle“ nennen.

Hoyer ist keiner, der sein Privatleben nach außen trägt. Verheiratet seit zwei Jahrzehnten, Vater von zwei Teenagern, Kölsch-Trinker, Basketball-Fan und Western-Liebhaber. Modisch teilt er die partei-übliche Neigung zu blau-gelben Krawatten.

Als er vor einer Weile nach seinem Lebensmotto gefragt wurde, zog er sich auf den Leitspruch seiner Kölner Heimat zurück: „Levve un levve losse“ („Leben und leben lassen“). Die Antwort auf die Frage nach dem, was ihn zur Weißglut bringe, fiel konkreter aus: „Die Mischung aus Dummheit, Arroganz und Macht.“ Für Hoyers Verhältnisse war das ein ungewöhnlich deutlicher Satz.