Bonn. Die rund 14 Millionen Kunden der Postbank müssen sich von dieser Woche an auf Warnstreiks bei ihrem Kreditinstitut einstellen. Die Bankangestellten wollten ihre Proteste gegen die geplante Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen ausweiten, erfuhr gestern die Nachrichtenagentur dapd. In ganz Deutschland wollten Tausende Mitarbeiter zeitweise die Arbeit niederlegen, um nicht bald mit weniger Lohn bei mehr Arbeit dazustehen, hieß es.
"Wir wollen noch nicht sagen, wann es mit den Warnstreiks losgeht, damit der Arbeitgeber sich nicht darauf einstellen kann", sagte ein Arbeitnehmervertreter. Schon Anfang November hatten die Mitarbeiter von Deutschlands größter Privatkundenbank protestiert. In Hamburg demonstrierten zuletzt rund 1000 Postbanker.
Grund für den Streik sind Pläne der Deutschen Bank, bei ihrer Tochter Postbank drastisch die Kosten zu senken. Gespräche waren am Freitag gescheitert, sollen aber heute weiterlaufen. Damit könnte ein langer Arbeitskampf noch abgewendet werden, bei dem die Gewerkschaften in einer starken Position sind: Etwa 70 Prozent der Postbanker sind in der Gewerkschaft. Außerdem hat die Postbank offenbar viele Schwachstellen. Im schlimmsten Fall könnte die Bank wohl nur eineinhalb Tage Streik durchhalten, schreibt das "Handelsblatt" und beruft sich auf ein internes Papier. Darin heiße es auch, dass andere deutsche Banken in Gefahr seien, wenn die vielen Millionen Transaktionen der Postbank nicht mehr ordnungsgemäß durchgeführt würden.
In den Gesprächen gehe es um eine Verringerung des Urlaubs auf 27 Tage pro Jahr und Gehaltskürzungen um bis zu 30 Prozent, sagten Arbeitnehmervertreter. Zudem solle die Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden verlängert werden. Zunächst seien etwa 1400 Sachbearbeiter und Stellen im Kreditservice betroffen.