Die französische Börsenaufsicht leitet nach S&P-Fehler Ermittlungen ein. Die Ratingagentur wertete Frankreich in einer Mitteilung irrtümlich ab. Der Fehler wurde erst 1 1/2 Stunden später korrigiert.

New York. Gerade atmen die Märkte nach den Fortschritten in Italien und Griechenland auf, da unterläuft Standard & Poor's (S&P) ein peinlicher Fehler: Die Ratingagentur verschickte eine Mitteilung an einige Kunden, wonach das Land seine Top-Bonität verloren habe. Erst anderthalb Stunden später wurde die irrtümliche Herabstufung der französischen Kreditwürdigkeit korrigiert. Die französische Börsenaufsicht AMF leitete eine Untersuchung der Vorfalls ein.

Wie die US-Ratingagentur am Donnerstag mitteilte, wurde wegen eines technischen Fehlers eine automatische Mitteilung an Abonnenten ihrer Internetseite Global Credit Portal verschickt, wonach das Rating für Frankreich geändert worden sei. S&P betonte, dies sei nicht der Fall. Frankreich behalte seine Top-Bonität von «AAA» mit einem stabilen Ausblick.

Ratingagentur korrigiert Fehler erst anderthalb Stundenspäter

Die Mitteilung wurde um 9.57 Uhr (Ortszeit USA) verschickt mit der Überschrift «DOWNGRADE» und einer Verknüpfung zu den Ratings für Frankreich. Jeder, der den Link angeklickt hätte, hätte aber gesehen, dass die Bestnote für Frankreich nicht geändert worden sei, sagte S&P-Sprecher Martin Winn in London. Eine weitere Mitteilung, in der der Irrtum aufgeklärt und die französische Top-Bonität bestätigt wurde, ging um 11.30 Uhr an die Kunden. Der Fehler werde untersucht, erklärte S&P.

Der französische Finanzminister François Baroin forderte umgehend eine Untersuchung des Vorfalls seitens der europäischen und französischen Aufsichtsbehörden. Die französische Börsenaufsicht AMF bestätigte bereits, eine Untersuchung eingeleitet zu haben. Die europäische Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA sei ebenfalls kontaktiert worden, hieß es. Ratingagenturen waren in jüngster Zeit verstärkt in die Kritik geraten. Den drei großen US-Ratingagenturen S&P, Moody's und Fitch wird auch von etlichen europäischen Politikern vorgeworfen, mit ihren Herabstufungen die Krise in Europa zu verschärfen und nicht unparteiisch zu sein.

In der Vergangenheit war bereits darüber spekuliert worden, dass Frankreich seine Top-Bonität verlieren könnte. Mit ungläubigem Staunen wäre eine entsprechende Mitteilung daher vielerorts nicht aufgenommen worden. Eine solche Nachricht zum jetzigen Zeitpunkt hätte an den Märkten neue Ängste über ein Ausweiten der Schuldenkrise geschürt.

Im Oktober hatte S&P die Kreditwürdigkeit Spaniens auf «AA-» von «AA» mit einem negativen Ausblick herabgestuft. Auch die beiden anderen großen Ratingagenturen Moody's und Fitch hatten Spanien herabgestuft. Im September war die Kreditwürdigkeit Italiens von den drei weltweit einflussreichsten Ratingagenturen herabgestuft worden.