Kreditinstitute brauchen flüssige Mittel. Zinsen für Tages- und Festgeld steigen auf gut drei Prozent. Für Neukunden gibt es noch bessere Konditionen.
Hamburg. Nicht nur große Geldhäuser wie die Deutsche Bank und die Commerzbank liefern sich gegenwärtig einen Wettbewerb um die Spargelder der Deutschen. Auch viele kleine Institute haben ihre Konditionen bei Tages- und Festgeld angehoben. "Allein in den vergangenen Wochen haben wir 15 Erhöhungen beim Festgeld registriert", sagt Marcus Preu vom Vergleichsportal Biallo dem Abendblatt. In der Spitze gibt es bis zu 3,11 Prozent Zinsen.
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So hat etwa die Targo Bank im Ein-Jahres-Bereich den Zins um 0,40 Prozentpunkte auf 2,40 Prozent erhöht. Die Bank of Scotland stockte den Zins um 0,10 Prozentpunkte auf drei Prozent für ein Jahr auf. Bei solchen Konditionen relativiert sich der Wettbewerb, den sich die großen Banken mit ihren Werbespots liefern. Die Deutsche Bank bietet zwei Prozent für ein Jahr, die Commerzbank 0,10 Prozentpunkte mehr für den gleichen Zeitraum.
Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, den Leitzins unverändert bei 1,50 Prozent zu belassen, hat sich für die Sparer eher positiv ausgewirkt. "Wir rechnen auch künftig noch mit leichten Anhebungen, insbesondere beim Tagesgeld", sagt Preu. Eine Ursache dafür sieht der Experte in der Vertrauenskrise unter den Banken. "Die Institute sind deshalb wieder stärker auf die Kundengelder angewiesen, der Kunde profitiert als Folge von höheren Zinsen", sagt Preu. Dennoch seien die Einlagen sicher. "Die auf 100 000 Euro angehobene gesetzliche Einlagensicherung gibt Anlegern derzeit Sicherheit." Mehr anzulegen bei einem Anbieter, der nicht dem zusätzlichen Einlagensicherungsfonds angehört, sei nicht zu empfehlen.
Auch beim beliebten Festgeld haben sich die Konditionen in den vergangenen Wochen verbessert. So hat einer der Spitzenreiter MoneYou gerade seinen Tagesgeldzins um 0,10 Prozentpunkte angehoben - auf 2,70 Prozent. "Der Zinssatz gilt sowohl für Bestandskunden wie für Neukunden", sagt Liesbeth Rigter von MoneYou. Die vierteljährliche Zinsgutschrift erhöht den Renditevorteil durch den Zinseszinseffekt. Hinter der Marke steht die große niederländische Bank ABN Amro Bank. Die HKB Bank verbesserte ihren Zins von 2,55 auf 2,65 Prozent. Die ehemalige Handels- und Kredit GmbH wurde zu einer Direktbank umstrukturiert und die Kapitalbasis durch niederländische Investoren gestärkt. "Gegenwärtig bieten 15 Banken einen Zins zwischen 2,50 bis 2,70 Prozent beim Tagesgeld", sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung, die Bankkonditionen vergleicht. Die meisten Tagesgeldanbieter wie Volkswagen Bank, Hanseatic Bank, Wüstenrot oder CortalConsors haben ihre hohen Zinssätze nur für Neukunden reserviert. Wer schon länger bei diesen Banken ist, muss sich mit einem niedrigeren Zins abfinden. Das zeigt sich am Beispiel der Hanseatic Bank. Die 2,50 Prozent werden für sechs Monate garantiert, danach gibt es nur noch 1,75 Prozent. Mit einem solchen Angebot könnte sich das Institut nicht einmal unter den besten 20 Anbietern beim Tagesgeld platzieren. Aber die Bank hat in Hamburg eine Filiale. Dagegen können die meisten anderen Angebote lediglich per Internet und auf dem Postweg abgeschlossen werden.
Einen besonders hohen Tagesgeldzins gibt es mit fünf Prozent bei der Postbank. Allerdings muss der Kunde dafür auch ein Girokonto eröffnen, das nur kostenlos bleibt, wenn monatlich 1000 Euro eingehen. Der Zins wird für fünf Monate gewährt und gilt bis 15 000 Euro. Danach fällt der Kunde auch hier schnell ins Zinstief bis auf 1,50 Prozent.
In Zeiten niedriger Zinsen legen die Anleger ihr Geld am liebsten flexibel an. "Sie können dann jederzeit auf ein besseres Angebot umsteigen", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. Folglich bevorzugen die Anleger Tagesgeldangebote. Das gilt auch deshalb, weil der Unterschied zwischen den Tagesgeldzinsen und denen für Festgeld sich in wenigen Prozentpunkten manifestiert. Festgeld hat allerdings den Vorteil, dass der Zins für den gesamten Zeitraum garantiert wird. "Einige Anbieter unterbreiten den Kunden jetzt ein flexibles Produkt, indem sie Tages- und Festgeld miteinander kombinieren", sagt Herbst.
So kann der Kunde beim Kombigeld der NIBC Direct über 50 Prozent seiner Anlage (ab 5000 Euro) jederzeit verfügen. Der Zinssatz beträgt für zwei Jahre Laufzeit drei Prozent. Bei der VTB Direktbank können Anleger jederzeit 20 Prozent ihrer Festgeldanlage (ab 500 Euro) wieder abheben. Der Zinssatz beträgt für ein Jahr 2,90 Prozent. Nicht ganz so flexibel ist das Sparbriefkonto Flex der Bank 11. Pro Jahr gibt es 3,10 Prozent Zinsen, wenn das Geld für zwei Jahre angelegt wird. Nach der Hälfte der Laufzeit kann der Sparbrief dann mit einer Frist von einem Monat gekündigt werden. Herbst erwartet, dass auch noch andere Banken diesen Beispielen folgen werden. "Schließlich ist die Kombination aus Zinssicherheit und teilweiser Verfügbarkeit nicht die schlechteste Möglichkeit, um in Zeiten großer Unsicherheit auf dem Kapitalmarkt Geld anzulegen", sagt Herbst.
Eine andere Möglichkeit ist, getrennte Festgeld- und Tagesgeldkonten zu führen, um flexibel zu bleiben. Dann sind aber meist auch mehrere Bankverbindungen nötig, um die besten Angebote zu nutzen. Denn die Bank 11 bietet zwar den höchsten Festgeldzins, ist aber beim Tagesgeld nur mit einem Zins von 2,45 Prozent vertreten. Das reicht aber nicht mehr aus, um die aktuelle Inflationsrate von 2,6 Prozent auszugleichen. Das zeigt, wie wichtig es ist, nach hohen Zinsen Ausschau zu halten. Bei der großen Masse der Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken ist die Erhaltung der Kaufkraft des Gesparten gegenwärtig nicht mehr gewährleistet.