Hamburg. Im Hamburger Hafen gibt es wieder die ersten Auflieger. An den Pfählen in der Norderelbe haben drei kleinere Zubringer-Frachter festgemacht. "Zuletzt hatten wir hier über einige Monate hinweg keine Schiffe mehr, die die Reedereien nicht einsetzen konnten", sagte eine Sprecherin der Hamburg Port Authority (HPA) dem Abendblatt. Während der Krise 2009 seien es bis zu 20 Schiffe gewesen.
"Die Zahl der Auflieger steigt auch weltweit wieder", sagte Burkhard Lemper, Direktor des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL), dem Abendblatt. Allerdings sei dies noch kein Zeichen für eine bedrohliche Situation im Welthandel. Ähnlich sieht das der Verband Deutscher Reeder. "Es ist unklar, ob dies ein Anzeichen für die viel beschworene zweite Wirtschaftskrise oder saisonal bedingt ist", sagte ein Sprecher.
Insgesamt sind nach Angaben des Instituts derzeit weltweit 130 Containerfrachter ohne Beschäftigung, nachdem noch im Juni nur 60 Schiffe auflagen. "Das entsprach gut einem Prozent der 5000 Schiffe und bedeutete Vollbeschäftigung", sagte Lemper. Zum Vergleich: Im Januar 2010 während der Finanzkrise gab es 580 Auflieger.
Hintergrund für die neue Situation ist die Ablieferung von neuen großen Frachtern. "Die Linienreeder lassen dann Charterverträge für kleinere Schiffe auslaufen. Sie werden nicht benötigt", sagte Lemper. Für Anfang 2012 sieht der ISL-Experte wieder einen höheren Bedarf an Frachtern mit bis zu 4500 Container-Stellplätzen. "In dieser Größenklasse werden nur wenige Neubauten fertig und gleichzeitig ältere Schiffe verschrottet."
In Hamburg rechnet die HPA damit, dass einer der drei Frachter bald wieder Fahrt aufnimmt. Für die beiden anderen Schiffe haben die Reeder bereits die Mannschaften reduziert. Weil dafür eine Genehmigung eingeholt werden muss, spricht vieles dafür, dass sie noch einige Zeit liegen bleiben.