Siemens widerruft grünes Licht für Börsengang seiner Leuchtmitteltochter Osram. Aktienemission verschiebt sich bis zur erhofften Marktstabilisierung.

München. Nun also doch: Der Siemens-Konzern muss sich den Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten geschlagen geben. Der für diesen Herbst geplante Börsengang der Lichttochter Osram wird bis auf weiteres verschoben. Aufgeschoben ist allerdings nicht augehoben: An den Plänen werde jedoch unverändert festgehalten, hieß es in der am Mittwoch in München veröffentlichten Mitteilung. Die Entschiedenheit hat ihren Grund: Der Börsengang ist Teil des von Siemens-Chef Peter Löscher im März eingeleiteten Konzernumbaus. Er sieht neben der Loslösung von Osram den zügigen Aufbau eines vierten Geschäftsbereichs namens „Infrastructure & Cities“ für Infrastrukturlösungen in den weltweit stark wachsenden Städten vor.

Seitdem das Jahr 2000 von einem regelrechten Boom an der Börse geprägt war, hätten Osram und das Chemieunternehmen Evonik die beiden größten Neuzugänge des letzten Jahrzehnts am deutschen Aktienmarkt werden sollen. Doch daraus wird nun erst einmal nichts. Damals erlösten die Siemens-Halbleitertochter Infineon und die Deutsche Post jeweils mehr als 5 Milliarden Euro für ihre Aktien. Im Falle eines Verkaufs von rund 50 Prozent waren Analysten von mindestens 3 Milliarden Euro Erlös für Osram ausgegangen – als die Stimmung an den Börsen noch gut war. Auch Evonik zieht nach Angaben aus Finanzkreisen einen Rückzug in Betracht. Zu schlecht ist die gegenwärtige Stimmung am Frankfurter Parkett, zu groß das Risiko.

Der Siemens-Vorstand entschied am Mittwoch: „In Anbetracht des hochvolatilen Umfelds an den Kapitalmärkten und möglicher Wirkungen auf das Branchenumfeld“ solle Osram zu einem späteren Zeitpunkt an die Börse gebracht werden. Der Konzern strebe jedoch nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an und beabsichtige, als Ankeraktionär langfristig an Osram beteiligt zu bleiben.

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Osram benötigt Geld für den notwendigen Ausbau der modernen Leuchtdioden-Technik. Geld, das Löscher lieber in den Aufbau seines neuen Geschäftsfelds steckt, von dem er sich Milliardeneinnahmen verspricht. 16,5 Milliarden Euro Jahresumsatz will er damit künftig machen und 81 000 Mitarbeiter beschäftigen. Deshalb sägt er an den Wurzeln des deutschen Traditionsunternehmens. Osram soll sich seine Zukunft selbst verdienen.

Wolfgang Dehen, der als neuer Vorstandsvorsitzender den Börsengang vorbereiten sollte, konnte sich vor wenigen Woche noch gar nichts anderes als den wichtigsten deutschen Börsenindex, den Dax, für Osram vorstellen. Aus der Traum. Bereits seit Wochen hatten die Turbulenzen an den Finanzmärkten den Börsengang jedoch in Frage gestellt. Siemens-Chef Löscher hielt nach außen hin aber scheinbar unerschrocken daran fest: Die Vorbereitungen seien „völlig im Zeitplan“, hatte er Ende Juli anlässlich der Präsentation der Quartalszahlen gesagt. Wann aus den Vorbereitungen Tatsachen werden sollen, blieb zunächst im Dunkeln. Einen neuen Zeitpunkt nannte Siemens nicht.