Eine Hamburger Familie prägt den Hafen seit mehr als 140 Jahren mit. Der Unternehmer Robert Eckelmann hält die Fahne des Mittelstands hoch
Hamburg. Sein Verhältnis zum Hafen fasst Robert Eckelmann, 61, in einem Satz zusammen: "Der Reiherdamm ist schöner als der Ballindamm." Das mag ironisch klingen, enthält aber die Essenz seiner Familiengeschichte. Aus dem Fenster des Konferenzraums blickt man auf die Köhlbrandbrücke, auf die Werft Blohm + Voss, auf alte Hafenkräne und Lagerhallen, eine abgenutzte Straße aus Kopfsteinpflaster. Die Firmenzentrale der Eckelmann Gruppe steht mittendrin in diesem Hafen mit allen seinen Narben und Winkeln, seiner Pracht und Hässlichkeit.
Durch den Alten Elbtunnel, bei Blohm + Voss vorbei, beginnt bald der Reiherdamm, der die Insel Steinwerder mit dem Kleinen Grasbrook verbindet. Kaum eine Hamburger Straße könnte in größerem Kontrast zum schicken Ballindamm stehen. An der Binnenalster residiert die große weite Welt der Schifffahrt, angeführt von der Reederei Hapag-Lloyd. Der zerfurchte Reiherdamm ist eine Topadresse derer, die den Hafen zum Motor der Stadt machen, wie Eckelmann oder BUSS.
In fünfter Generation führt Robert Eckelmann ein Unternehmen, das von einer Vielzahl an Dienstleistungen rund um den Hafen lebt. Im Mittelpunkt steht eine Flotte von rund 80 Wasserfahrzeugen, von Schuten, Bargen und Schleppern. Sie transportieren zwischen den Terminals und auf der Elbe Container, Massengut, Gefahrgut oder sperrige Großteile. Rund 250 der insgesamt 400 Mitarbeiter bei der Eckelmann Gruppe arbeiten im Hafen.
Mit dem Wassertransport hatte die Familie einst begonnen: 1865 legte Cordt Eckelmann mit einem Lastkahn aus Holz, einem Ewer, den Grundstein für das Unternehmen. Aus der Ewerführerei machte Kurt Eckelmann nach dem Zweiten Weltkrieg ein universelles Hafenunternehmen. Unter anderem baute der Vater von Robert und dessen jüngerem Bruder Thomas Eckelmann den Eurokai auf, der heute zur Eurogate-Gruppe gehört.
Thomas Eckelmann expandierte als Teilhaber von Eurogate europaweit und bis nach Marokko mit dem Bau und Ausbau von Containerterminals. Robert Eckelmann hingegen behielt vor allem den Hamburger Hafen im Blick. "Die Wasserwege im Hafen werden eine Renaissance erleben", sagt er. "Ich erwarte ein starkes Wachstum bei der Nutzung der Binnenwasserstraßen." Nur so könne der rasch wachsende Güterumschlag bewältigt werden.
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Die Hafenwirtschaft will wachsen, und die städtische Politik prescht mit ihren Prognosen forsch voran. Doch das Interesse am gemeinsamen Erfolg ist durchzogen von Konfliktlinien, die von außen kaum zu sehen sind: Hamburgs größter und mehrheitlich städtischer Hafenkonzern HHLA streitet hinter den Kulissen mit der Hafenverwaltung Port Authority um die Deutungshoheit bei der Hafenentwicklung. Mittelständische Unternehmen wiederum sehen ihre Position durch die großen Terminalbetreiber bedroht. "Die HHLA hat nach wie vor eine dominierende Stellung im Hafen", sagt Eckelmann.
Das Verhältnis zum Eurogate-Konzern, an dem sein Bruder beteiligt ist, beurteilt er milder: "Die wirtschaftlichen Interessen meines Bruders bei Eurogate und meine mit der Eckelmann Gruppe ergänzen sich sehr gut. Wir sind sehr aktiv im Binnenschiffstransport von Containern. Aber auch die Ölentsorgung von Seeschiffen zählt zu unserem Kerngeschäft. Von diesen Schiffen fahren in Hamburg viele zu Eurogate."
Als Mitglied verschiedener Gremien, etwa in der Handelskammer und im Unternehmensverband Hafen Hamburg (UVHH), vertritt Eckelmann offensiv die Belange des Mittelstands. Der nächste große Konflikt im Hafen zeichnet sich bereits ab: Aus bestehenden Flächen und Aufspülungen von Hafenbecken soll in den kommenden Jahren der künftige Zentralterminal Steinwerder entstehen, die letzte Großanlage, die in der Enge des mittleren Hafens gebaut werden kann. Zunächst war dieser Terminal für den Containerumschlag erdacht worden, nun wird die Nutzung wieder debattiert. Offen ist auch, wer an der Anlage beteiligt werden soll. Internationale Hafenbetreiber signalisieren ihr Interesse ebenso wie die chinesische Reederei Cosco, ein wichtiger Kunde des Hamburger Hafens.
Aber auch Hamburger Hafenunternehmen stehen parat - schon deshalb, weil Unternehmen wie BUSS für den neuen Terminal eigene Flächen räumen müssen, wenn auch gegen Entschädigung. "Die Familienunternehmen, die im Hamburger Hafen Geschichte geschrieben haben, müssen auf dem Terminal Steinwerder maßgeblich mit einbezogen werden. Er ist eine Chance für den innovativen Hamburger Mittelstand", sagt Eckelmann. "Es kann nicht sein, dass multinationale Hafen- oder Schifffahrtskonzerne oder Finanzinvestoren bei der Entwicklung und dem Betrieb von Steinwerder den Vorzug vor der regionalen Wirtschaft erhalten."
Bei der Entwicklung des Hafens hat Eckelmann die Konsequenzen immer vor Augen und manchmal vor der Haustür. Vor einigen Jahren lief der Vertrag für den Umschlag von Kupfererzkonzentrat auf dem Terminal von BUSS aus. Dort importierte Aurubis, die frühere Norddeutsche Affinerie, ihren Rohstoff. Weil die Stadt bereits den neuen Terminal Steinwerder im Blick hatte, wurde der Vertrag für den Umschlag des Massenguts nicht um zehn Jahre verlängert, wie von Aurubis gewünscht. Europas größte Kupferhütte bezieht ihr Erzkonzentrat seither über den Hafen von Brunsbüttel. "Uns sind dadurch 40 bis 50 Arbeitsplätze im Zubringerdienst zu Aurubis verloren gegangen", sagt Eckelmann, "mindestens ebenso viele bei BUSS und anderen mittelständischen Betrieben in Hamburg."
Bis er 70 sei, wolle er das Unternehmen noch führen, sagt Eckelmann. Sein Sohn Patrick, 33, eines seiner vier Kinder, arbeite bereits bei ihm mit. Wer ihm an der Unternehmensspitze folgen soll, werde zu gegebener Zeit der Aufsichtsrat entscheiden. Aber Eckelmann lässt keinen Zweifel daran, dass er das Erbe in der Familie weiterreichen will: "In gewissem Sinne habe ich die Keimzelle des Familienunternehmens übernommen. Daraus ist immer wieder Neues entstanden, und das wird auch weiterhin so sein. Hier im Reiherdamm", sagt er mit Blick auf den künftigen Terminal Steinwerder, "sitzen wir direkt vor der Zukunft des Hafens."