Zum ersten Mal seit zwei Jahren ist der Dax unter die 5000-Punkte-Marke gefallen. Besonders die Banken verzeichneten deutliche Verluste.

Hamburg. Ganz tief unten: Der Dax ist auf Talfahrt. Zum ersten Mal seit zwei Jahren sinkt der Deutsche Leitindex unter die 5000-Punkte-Marke. Grund: Die Angst vor einer Staatspleite Griechenlands und die Unstimmigkeiten in der Spitze der Europäischen Zentralbank. Besonders die Aktien großer deutscher Banken waren von den Sorgen der Anleger betroffen.Sie stürtzten den Dax zwischenzeitlich auf 4993 Punkten - damit lag er mehr als drei Prozent im Minus.

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Der Börsenwert der Banken ist schon seit längerem im Sinkflug. Der Marktwert der Großbank Société Générale sank seit Anfang Juli um knapp 60 Prozent auf zuletzt nur noch etwas mehr als 13 Milliarden Euro. Heute zog sie die Notbremse: Und kündigte zur Absicherung der eigenen Ertrags- und Kapitalbasis Einsparungsmaßnahmen an. Konket geplant: Stellenabbau und Spartenverkäufe. Am deutschen Markt gab der MDax um 3,84 Prozent auf 8208 Punkte nach. Der TecDax verlor 3,82 Prozent auf 675 Punkte. Besonders heftig unter die Räder gerieten in Frankfurt ebenfalls die Bankwerte: Commerzbank und Deutsche Bank verloren jeweils rund 8,5 Prozent.

Auch der Rücktritt von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark am Freitag hatte den Dax bereits kräftig belastet. Zum Wochenstart sehe die Lage kaum besser aus, hieß es am Markt. Die Commerzbank etwa analysierte, zum einen verschärfe sich die Schuldenkrise erneut. Zudem habe sich die Europäische Zentralbank über Gebühr in die Bekämpfung dieser Krise verstrickt.

Vor dem Hintergrund neuer Turbulenzen in der Eurozone hat EU-Währungskommissar Olli Rehn am Montag kurzfristig eine Pressekonferenz zu den öffentlichen Finanzen der Mitgliedstaaten abgesagt. Rehn sei aus privaten Gründen verhindert, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. Der Finne wollte sich zu einem Routine-Bericht seiner Behörde zu zur Haushaltslage der 17 Eurostaaten äußern. Der Report für 2011 werde wie geplant am Mittag veröffentlicht, schrieb die Kommission. Rehn wolle sich auch wie geplant am Donnerstag den Medien stellen – dann veröffentlicht die Behörde eine neue Wachstumsprognose. Rehn hatte erst am Sonntag an Athen appelliert, Spar- und Reform-Zusagen auch umzusetzen.

Schlechte Vorgaben für den Handel hatte es zuvor aus Fernost gegeben: In Japan fiel der Nikkei-Index auf den tiefsten Stand seit April 2009. Er fuhr bis zum Handelsschluss ein Minus von 2,31 Prozent oder 201,99 Punkte auf 8535,67 Zähler ein. Der breit gefasste Topix sank um 1,91 Prozent oder 14,44 Punkte auf 741,26 Zähler. Der Euro fiel zum Yen massiv auf ein neues Zehn-Jahres-Tief. Der Euro notierte zum Yen bei 104,35-36 Yen, nach 107,63-67 Yen am Freitag. Zum Dollar notierte der Euro bei 1,537-3538 Dollar, nach 1,3880-3881 Dollar am Freitag. Der Dollar notierte bei 77,07-11 Yen, nach 77,54-55 Yen am Freitag.

Profitieren von den großen Unsicherheiten an den Märkten tat erneut der Goldpreis, der als Indikator für die Risikoaversion der Investoren gilt: Die Unze hielt sich weiter auf einem sehr hohen Niveau nahe an 1900 US-Dollar. Zu spüren war die Verunsicherung auch an den Rohstoffmärkten: Ein Barrel der US-Rohölsorte WTI kostete mit 85,09 Dollar 2,5 Prozent weniger als am Freitag. Das Nordsee-Öl Brent verbilligte sich um 1,9 Prozent auf 110,55 Dollar. Bei den Industriemetallen rutschte der Preis für eine Tonne Kupfer um 1,8 Prozent auf 8667,50 Dollar ab.

„Die Leute sind recht nervös wegen Griechenland und einiger anderer europäischer Staaten“, sagte Fondsmanager Tetsu Emori vom Vermögensverwalter Astmax. Hoch im Kurs stand das gern als sicherer Hafen angesteuerte Gold: Für Investoren aus der Euro-Zone kostete eine Feinunze zeitweise 1373,92 Euro , der Preis kletterte damit auf ein Rekordhoch.

(abendblatt.de/dpa/Reuters)