Ab dem 1. September dürfen keine 60-Watt-Birnen mehr verkauft werden. Die Hamburger haben vorgesorgt. Tipps zu alternativen Leuchtmitteln
Hamburg. In wenigen Tagen verschwindet eine weitere Sorte Glühlampen aus den Regalen der Baumärkte und Fachgeschäfte. Ab 1. September trifft es die 60-Watt-Lampe, von der dann nur noch Restbestände verkauft werden können. In den Vorjahren hatte es bereits die 100- und 75-Watt-Birnen erwischt. "Die 60-Watt-Glühlampe hat allerdings mit über 50 Prozent den größten Marktanteil", sagt Marko Richter vom Lichtservice Schrader in Lurup.
Das Fachgeschäft in Hamburg hat sich auf den Verkauf von Glühlampen in allen erdenklichen Varianten spezialisiert. "Das sind alles Restbestände", sagt Richter.
Unterdessen horten die Hamburger 60-Watt-Glühlampen. Das ergab eine Auswertung der Baumarktkette Max Bahr für die Hansestadt. Von Januar bis August wurden 50 Prozent mehr dieser Glühlampen gekauft als im Vorjahreszeitraum. "Die Restbestände werden wahrscheinlich schon vor dem 1. September ausverkauft sein", sagt Simone Naujocks, Sprecherin der Baumarktkette, dem Abendblatt.
Trotz Vorbehalten und Bedenken wird das EU-weite Verbot von Glühbirnen schrittweise umgesetzt. Ein entscheidender Schritt erfolgt im nächsten Jahr im September. "Dann werden alle Glühlampen mit mehr als sieben Watt verboten", sagt Richter. "Dann werden Sie nicht einmal mehr eine 15-Watt-Glühbirne für den Kühlschrank bekommen." Einziger Trost: Die Weihnachtsbeleuchtung bleibt vom Verbot ausgenommen. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zum Glühlampenverbot und den Alternativen.
Warum werden Glühlampen von der EU verboten?
Das soll ein Beitrag sein, um die ehrgeizigen Klimaschutzziele der EU zu erreichen. Glühlampen gelten als ineffizient, da sie nur fünf Prozent des Stroms in Licht umwandeln, der Rest geht als Wärmeenergie verloren.
Welche Glühbirnen gibt es nicht mehr zu kaufen?
Jetzt verschwinden die 60-Watt-Glühlampen aus dem Regal. In einem Jahr sind es dann die Lampen mit 40, 25 und 15 Watt.
Welche Alternativen gibt es?
Am weitesten verbreitet sind die Energiesparlampen. Elf bis 13 Watt reichen aus, um das Licht einer herkömmlichen 60-Watt-Glühlampe zu erreichen. Je nach Modell liegt die Lebensdauer beim sechs- bis 15-Fachen einer Glühlampe. Im Hinblick auf die Farbwiedergabe und die Zeit bis zum Erreichen der vollen Helligkeit gibt es sehr große Qualitätsunterschiede. So kommt Stiftung Warentest zu dem Ergebnis, dass die Softlight von Megaman weit mehr als zwei Minuten benötigt, um 80 Prozent ihrer vollen Helligkeit zu erreichen. LED-Lampen gelten als die Innovativen, sind aber noch sehr teuer, zeichnen sich aber durch hohe Lichtausbeute und sehr lange Lebensdauer aus. Halogenlampen liegen von der Effizienz her zwischen der Glühlampe und der Energiesparlampe.
Ist es normal, wenn Energiesparlampen brummen?
Experten führen das auf eine veraltete Technik zurück und empfehlen den Austausch der Lampe. Stiftung Warentest bewertete fünf Energiesparlampen mit "gut", darunter das Modell von Osram Duluxstar Mini Twist, 13 Watt für sieben Euro, und das Modell Go on, 15 Watt, aus dem Hagebaumarkt für 2,29 Euro. Allerdings schneiden alle fünf Lampen bei den lichttechnischen Eigenschaften nur mit "befriedigend" ab.
Welche Gefahren gehen von Energiesparlampen aus?
Energiesparlampen enthalten geringe Mengen Quecksilber. Das Schwermetall gelangt in die Umwelt, wenn die Lampe zerbricht. Das Umweltbundesamt rät deshalb zu Energiesparlampen mit Splitterschutz und Amalgamtechnik, die noch wenig verbreitet sind. Das Aufräumen der zerbrochenen Lampe wird so einfacher, da weniger Quecksilber austritt. Nach dem Zerbrechen sollte 15 Minuten gründlich gelüftet werden. Im Auftrag des NDR ergaben Tests eines Berliner Umweltlabors, dass auch Energiesparlampen in Betrieb krebserregende Stoffe wie Phenol ausgasen können. Laut Bundesumweltamt gehen davon aber keine gesundheitlichen Gefahren aus, weil keine Grenzwerte überschritten werden.
Wie finde ich die richtige Energiesparlampe?
Für die richtige Wahl ist der Lichtstrom einer Lampe, der in Lumen gemessen wird, wichtiger als die Wattzahl. Je höher der Lumenwert, desto heller die Lampe. Die Lichtfarbe wird in Kelvin gemessen. Je niedriger der Wert, desto wärmer die Lichtfarbe. 2700 Kelvin entsprechen der Lichtfarbe "warmweiß", die sich für Wohn- und Schlafräume eignet. Wo es auf die farbgetreue Wiedergabe ankommt, sind Halogenglühlampen erste Wahl. Sie verbrauchen aber viel Energie und erhalten deshalb im jüngsten Test der Stiftung Warentest nur ein "ausreichend".
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Unzulässige Bevormundung
von Bob Geisler
Es mutet schon ein wenig seltsam an, wenn zahlreiche Bundesbürger kurz vor dem Ende der 60-Watt-Glühbirne in die Baumärkte strömen und noch schnell die letzten Bestände einsacken. Ganz verdenken kann man ihnen diese Hamsterkäufe allerdings nicht: Die von der EU verordnete Abschaffung der Glühbirne kommt zu früh und bevormundet die Bürger in unzulässiger Weise.
Zwar ist es richtig, dass Energiesparlampen bis zu 75 Prozent weniger Strom verbrauchen als die lieb gewonnenen Birnen, die eher als Mini-Heizgeräte mit eingebauter Leuchtfunktion einzustufen sind. Doch die Alternativen, auf die die Verbraucher nun zwangsweise zurückgreifen müssen, sind trotz vieler Verbesserungen noch immer technisch unausgereift und ökologisch ebenfalls fragwürdig.
So sind nach wie vor zahlreiche Energiesparlampen auf dem Markt, die eine bis anderthalb Minuten brauchen, um ihre volle Helligkeit zu erreichen. Daher sind sie etwa für den Einsatz in Treppenhäusern, wo die Lampen häufig ein- und ausgeschaltet werden, ungeeignet. Dieses Problem tritt laut Stiftung Warentest vor allem bei den Lampen auf, die aus Sicherheitsgründen auf das hochgiftige, flüssige Quecksilber verzichten und stattdessen festes Amalgam verwenden.
Eine wirklich attraktive Alternative zu den alten Glühbirnen stellen vor allem LED-Lampen dar. Sie strahlen besonders hell, leuchten nach dem Einschalten sofort und einige lassen sich sogar dimmen. Doch die Preise dieser Lampen sind mit 40 bis 45 Euro so unverschämt hoch, dass sie sich kaum jemand leisten kann.