Hamburger stehen vor Umbau, um konkurrenzfähig zu bleiben
Hamburg. Der Windkraftanlagenbauer Nordex steht wegen anhaltender Verluste vor einem umfassenden Umbau. Partner sollen nun dem China-Geschäft auf die Sprünge helfen und dem Hamburger Unternehmen beim teuren Bau von Windkraftanlagen auf hoher See helfen. Zugleich stehen dem Konzern Stellenstreichungen ins Haus: "Ohne Kündigungen wird das nicht gehen", sagte gestern Vorstandschef Thomas Richterich. Wie viele der 2100 Mitarbeiter in Europa gehen müssen, sei offen. Das Vorgehen werde nun mit den Arbeitnehmervertretern verhandelt. Durch das Sparprogramm sollen die Kosten um 50 Millionen Euro sinken.
"Der Druck auf die Absatzpreise ist noch stärker, als wir das zu Jahresbeginn erwartet haben", sagte Richterich. Um im umkämpften Markt Aufträge einzusammeln, musste sein Unternehmen auch von der bisherigen Prämisse abrücken, unrentable Bestellungen abzulehnen. "Wir standen vor der Wahl, Preise zu senken oder keine Aufträge zu bekommen", sagte er. Das gelte besonders in den USA, wo die Windenergiebranche vor allem unter der Konkurrenz von billigem Gas leidet. Der Strategiewechsel erwies sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres als erfolgreich. Es gingen Bestellungen über 522 Millionen Euro ein, das sind 59 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der Nordex-Umsatz wuchs um 15 Prozent auf 403 Millionen Euro, ein Viertel davon kam aus den USA. Unter dem Strich blieb allerdings ein Fehlbetrag von 4,1 Millionen Euro - vor Jahresfrist stand noch ein Gewinn von 2,9 Millionen Euro in den Büchern.
Richterich beklagte zudem, dass bei den oft Milliardeninvestitionen erfordernden Offshore-Windparks Kunden lieber mit "Großkonzernen wie Siemens" kooperieren. Der Nordex-Chef, der seinen im kommenden Jahr auslaufenden Vertrag jüngst nicht verlängert hatte, will nun die Reißleine ziehen und kapitalstarke Partner ins Boot holen. Große europäische Baukonzerne könnten Nordex unterstützen - und Windanlagen auf See künftig von Gemeinschaftsunternehmen errichtet werden. Solche Partnerschaften schweben ihm auch für das Asien-Geschäft vor. Nordex werde dann nur noch in Europa und den USA eigenständig tätig sein. Richterich sagte, er wolle vor seinem Weggang noch "die Pflöcke" für den Umbau einschlagen. Für dieses Jahr peilt er unverändert rund eine Milliarde Euro Umsatz an. Das ursprüngliche Ziel einer Ebit-Marge von vier Prozent sei erst 2012 zu erreichen.