Nach dem Quartalsverlust legt der Windkraftanlagenhersteller ein Sparprogramm auf. Unter anderem will der scheidende Chef Stellen abbauen.

Hamburg. Der Windkraftanlagenbauer Nordex steht wegen anhaltender Verluste vor einem umfassenden Umbau. Partner sollen nun dem China-Geschäft auf die Sprünge helfen und Nordex beim teuren Bau von Windkraftanlagen auf hoher See unterstützen. Zugleich stehen dem Konzern Stellenstreichungen ins Haus – „ohne Kündigungen wird das nicht gehen“, räumte Nordex-Chef Thomas Richterich am Donnerstag ein. Von seinen Ertragszielen für 2011 verabschiedete sich der scheidenden Nordex-Chef, nachdem Nordex auch im zweiten Quartal Verluste geschrieben und die Erwartungen des Marktes verfehlt hatte. Für Hoffnung sorgt aber ein deutlicher Anstieg der Auftragseingänge.

„Kampfpreise“ von Konkurrenten, steigende Personalkosten und hohe Kapital-Anforderungen beim kostspieligen Bau von Windpakrs auf See machen Nordex Richterich zufolge zu schaffen. Bei den oft Milliarden-Investitionen erfordernden Offshore-Windparks wollten Kunden lieber mit „Großkonzernen wie Siemens„ kooperieren, beklagte Richterich. Der Nordex-Chef, der seinen im kommenden Jahr auslaufenden Vertrag jüngst nicht verlängert hatte, will nun die Reißleine ziehen und kapitalstarke Partner ins Boot holen. Große europäische Baukonzerne könnten Nordex unterstützen, sagte Richterich – und Windanlagen auf See künftig von Gemeinschaftsunternehmen errichtet werden. Solche Partnerschaften schweben ihm auch für das Asien-Geschäft vor. Nordex werde dann nur noch in Europa und den USA eigenständig tätig sein. In Europa, wo Nordex rund 2100 Mitarbeiter beschäftigt, will Richterich unter anderem mit einem Stellenabbau rund 50 Millionen Euro einsparen. Er wolle vor seinem Weggang noch „die Pflöcke“ für den Umbau einschlagen.

Im zweiten Quartal 2011 verbuchte Nordex bei einem Umsatz von 220 (Vorjahr: 199) Millionen Euro einen operativen Ertrag (Ebit) von 1,2 (6,7) Millionen Euro. Unter dem Strich blieb ein Verlust von 2,2 Millionen Euro – vor Jahresfrist stand noch ein Gewinn von drei Millionen Euro in den Büchern. Analysten hatten bei einem Umsatz von 213 Millionen mit einem Überschuss von 0,74 Millionen Euro gerechnet.

2011 peilt Richterich unverändert einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro an. Hohe Kosten und fallende Absatzpreise sorgten aber dafür, dass Nordex nun ein niedriges positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Sonderaufwendungen erwartet. Das ursprüngliche Ziel einer Ebit-Marge von vier Prozent sei erst 2012 zu erreichen. Die Branche, zu der neben Nordex auch REpower mit seiner Konzernmutter Suzlon sowie Vestas gehören, leidet seit längerem unter hohen Überkapazitäten im Markt. Das sorgt für Preis- und Margendruck. (rtr)