Der Handel an der südkoreanischen Börse Kospi in Seoul wurde nach einem Absturz um 8,6 Prozent auf 1.708,91 Punkte kurzzeitig ausgesetzt.

Hamburg. Die Sorgen der Investoren vor einer möglichen weltweiten Rezession wächst. In Asien hat sie die Börsen teilweise abstürzen lassen. So verloren die Indizes in Südkorea und Hong Kong rund sieben Prozent. Der japanische Nikkei-Index fiel um 4,4 Prozent auf 8.694,31 Punkte. Der Hongkonger Hang-Seng-Index verlor 6,7 Prozent auf 19.110,39 Zähler. Der Handel an der südkoreanischen Börse Kospi in Seoul wurde nach einem Absturz um 8,6 Prozent auf 1.708,91 Punkte kurzzeitig ausgesetzt. Die Verluste beliefen sich später aber immer noch auf sieben Prozent.

Der wichtigste australische Index S&P/ASX 200 gab um 3,2 Prozent auf 3.856,80 Punkte nach. Der neuseeländische Index NZX 50 fiel um 3,9 Prozent, während der Shanghai Composite um 1,3 Prozent abrutschte. Der Ausverkauf biete Investoren nun auch Möglichkeiten, Aktien zum Schnäppchenpreis zu erwerben, sagte der Vizepräsident von Tanrich Securities in Hong Kong, Jackson Wong. Allerdings sei unklar, wann solche Investitionen Früchte trügen. "Es ist schwer vorherzusagen, wie sich der Markt in den USA entwickelt", sagte Wong. Doch wenn sich der Staub gelegt habe und sich die Situation in Europa und den Vereinigten Staaten nicht verschlechtere, werde es eine Kurserholung geben. "Aber die USA müssen sich stabilisieren."

Die Wall Street in New York hatte am Montag, dem ersten Handelstag nach der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit, mit erheblichen Verlusten geschlossen. Der Dow-Jones-Index der 30 führenden Industriewerte ging um 634,76 Punkte oder 5,5 Prozent zurück und schloss bei 10.809,85 Zählern. Es war der größte Verlust an einem Tag seit Dezember 2008.

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Die Schuldenkrise auf beiden Seiten des Atlantiks hält die Anleger auch zu Beginn der neuen Woche weiter in ihrem Bann. Der Aktienmarkt litt - wie erwartet - unter der am Freitagabend nach Börsenschluss verkündeten Entscheidung der Rating-Agentur Standard & Poor's, den USA die Bonitätsbestnote abzuerkennen.

In Europa hofft man auf eine Beruhigung der Situation durch die verstärkten Sparbemühungen in Spanien und Italien. "Diese Entscheidu88ngen werden zur finanziellen Stabilität in der Euro-Zone beitragen", lobte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy die beiden Länder. Auch der jüngste Entschluss der Europäischen Zentralbank (EZB) führe zu mehr Beständigkeit.

Die Notenbank hatte Marktteilnehmern zufolge gestern damit begonnen, italienische und spanische Staatsanleihen zu kaufen, um damit ein Übergreifen der Krise auf die beiden Euro-Länder zu verhindern.

Dagegen hält der Chefökonom des Ifo-Instituts den Feuerwehreinsatz der EZB für die beiden Schuldenstaaten für ein gewagtes Manöver. "Das ist zwar momentan hilfreich, sendet über die kurze Sicht hinaus aber ein falsches Signal", sagte Kai Carstensen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Notenbank spiele für die Politik den Nothelfer, womit ihre Unabhängigkeit weiter Schaden nehme. "Die Politik lässt alles immer so lange anköcheln, bis es anbrennt. Dann kommt die EZB."

Vor dem Hintergrund der Turbulenzen an den Märkten beantwortet das Abendblatt die wichtigsten aktuellen Fragen zur Schuldenkrise.

Welche Folgen hat die Rating-Herabstufung der USA für den Anleihemarkt?

"Zumindest theoretisch müsste die Herabstufung der US-Anleihen zu einer Flucht in die Bundesanleihen führen", sagte der Kapitalmarktexperte Matthias Thiel vom Hamburger Privatbankhaus M.M.Warburg. Dies würde die Rendite der deutschen Papiere senken - und damit den Bund bei den Zinszahlungen entlasten. Thiel bezweifelt allerdings, dass die Auswirkungen auf den Markt tatsächlich gravierend sein werden: "Der Verlust der AAA-Einstufung wird nicht bedeuten, dass die Investoren sich in großem Stil von amerikanischen Staatsanleihen trennen", erwartet der Experte. "Der US-Anleihemarkt ist wegen seiner Größe und Liquidität alternativlos." Zudem hätten sich zahlreiche Anleger schon seit einiger Zeit gefragt, ob das AAA für die USA noch gerechtfertigt ist. Auch Ralph Solveen, Volkswirt bei der Commerzbank, geht davon aus, dass sich die Folgen für den Anleihemarkt in Grenzen halten: "Zwar gibt es US-Pensionsfonds, die gesetzlich verpflichtet sind, nur in Papiere mit der Rating-Bestnote zu investieren", erklärte Solveen. Doch schon seit Längerem werde überlegt, diese Bestimmungen zu ändern: "Die Politik wird kein Interesse daran haben, diese großen Fonds zum Kauf ausländischer Anleihen mit den damit verbundenen Währungskursrisiken zu zwingen."

Verlieren bald noch weitere Staaten die Rating-Bestnote?

"Vieles deutet darauf hin, dass der Zyklus der Herabstufungen anhält", sagte Thiel. "Als nächster unter den derzeit noch mit AAA beurteilten Staaten dürfte Frankreich in den Fokus geraten." Aktuell sei der Risikoaufschlag auf die Rendite französischer Staatsanleihen im Vergleich zu entsprechenden Bundesanleihen auf den höchsten Stand seit 1995 geklettert.

Besteht Gefahr für deutsche Banken?

"Die aktuellen Turbulenzen am Aktienmarkt sind für die Banken relativ unproblematisch", sagte Martin Faust, Professor für Bankbetriebslehre an der Frankfurt School of Finance and Management, dem Abendblatt. Die Geldhäuser seien viel stärker am Anleihemarkt engagiert. Doch auch die Herabstufung der US-Staatsanleihen durch die Rating-Agentur Standard & Poor's habe kurzfristig nur geringe Auswirkungen auf die Anlagebestände der Banken, denn die Zinsen und Tilgungen auf die US-Papiere kämen unverändert weiter herein. Auf mittlere Sicht könne es jedoch für die Banken enger werden, wenn es auch in anderen Ländern Umschuldungen nach dem Muster Griechenlands geben sollte und sich die privaten Investoren etwa an der Sanierung der Staatsschulden Portugals, Irlands oder Spaniens beteiligen müssten.

Von Volker Mester