Der weltweit boomende Automarkt beschert auch Daimler neue Rekordgewinne. Wilfried Porth soll weiterhin Personalvorstand bleiben.

Stuttgart. Weltweit boomt die Nachfrage nach Luxusautos - und lässt die Hoffnungen von höheren Gewinnen besonders bei Daimler steigen. Konzernchef Dieter Zetsche kündigte nun an, neue Rekordgewinne ins Visier zu nehmen. Er hob das Umsatzziel für das Gesamtjahr auf über 100 Milliarden Euro an, dazu sollen erstmals mehr als 1,35 Millionen Autos ausgeliefert werden. In jedem Fall rechnet Zetsche mit deutlich höheren Gewinnen als noch im Vorjahr: „Wir fahren noch nicht im höchsten Gang. Wir können noch mehr.“

Zetsche hat eine gute Grundlage für seinen Optimismus. Nie war Daimler so stark wie zur Zeit, im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres konnte das Unternehmen ein Rekordergebnis einfahren. Der Umsatz stieg um 5 Prozent auf 26,3 Milliarden Euro, der Nettogewinn um 30 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. 2010 hatte Daimler einen Nettogewinn von 4,7 Milliarden Euro eingefahren. Bisher hatte Daimler nur von einer deutlichen Gewinnsteigerung gesprochen und das Absatzziel von 1,2 Millionen Autos genannt.

Bei Daimler läuft der Betrieb entsprechend auf vollen Touren. Alle Pkw-Werke sind voll ausgelastet und das Unternehmen plant auch im Sommer und Winter durchzuproduzieren. Ausserdem sollen neue Mitarbeiter noch in diesem eingestellt werden. Es handelt sich dabei um mindestens 10.000 neue Mitarbeiter, „mit einer Variabilität höchstens nach oben“. Der Vorstandsvorsitzende kündigte an, Daimler werde „weitere Kapazität installieren“. In der Gesamtrechung erreichte Daimler Im ersten Halbjahr einen Absatz von 51 Milliarden Euro, zehn Prozent über dem Vorjahreswert. Der Nettogewinn lag bei 2,9 Milliarden Euro und damit 50 Prozent über dem Vorjahr. Das ist besonders auf die beiden Hauptsparten des Unternehmens zurückzuführen: beim Verkauf von Autos und Lastwagen läuft es rund. Die Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars mit den Marken Mercedes, Smart und Maybach steigerte den Absatz mit 357.600 Stück auf ein Rekordhoch. Der Umsatz nahm um 4 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro zu. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen erreichte den Bestwert von 1,57 Milliarden Euro.

Besonders das Mittelklasse-Segment und die Geländewagen reißen den Absatz nach oben. Zudem kommt, dass die Kunden größere Motoren und mehr Ausstattung bestellen und weniger Rabatte durchsetzen können. Zetsche kündigte an, „die Modelloffensive geht weiter“ und nannte als Beispiel die neue Generation des Geländewagens M-Klasse, die im Herbst zu den Händlern kommt. Der Start der neuen Autoserie könnte allerdings kostspielig werden, sagte der Manager. Im Herbst kommt die neue M-Klasse auf den Markt, im November die neue B-Klasse als erstes Modell der neu entwickelten Kompaktwagenfamilie. Statt bisher zwei Fahrzeugen, die sich stark ähnelten, werde Daimler in diesem Segment künftig vier Fahrzeuge anbieten, die sich alle voneinander deutlich unterscheiden, sagte Zetsche. So wolle Daimler neue Käuferschichten und erhebliche neue Wachstumspotenziale erschließen.

Außerdem kündigte er einen Angriff auf Audi und BMW im Kompaktsegment an, wo Daimler auf der IAA im September die neue B-Klasse vorzeigt. Die Lkw-Sparte Daimler Trucks legte im Umsatz um 14 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro zu. Der Gewinn stieg auf 474 Millionen Euro. Zukünftig wird auch stärker in die E-Mobilität investiert, so bestätigte Zetsche die Absicht, ab 2013 ein Elektroauto mit dem chinesischen Partner BYD anzubieten. Für das zweite Halbjahr rechnet Zetsche allerdings damit, dass das EBIT unter dem Wert der ersten sechs Monate (2,9 Mrd Euro) liegen könnte. Gründe seien eine ungünstige Wechselkursentwicklung, hohe Rohstoffkosten und

Keine Neuigkeiten gibt es derweil von den Verkaufsplänen der Beteiligung am Luftfahrtkonzern EADS. Finanzvorstand Bodo Uebbers betonte, dass man an einer Lösung arbeite und sichergestellt wird. dass Daimler trotz der Verkaufspläne „die industrielle Führerschaft“ des deutschen Anteils behalten wird. Darüber hinaus wurden auch einige Personalia bekannt. So soll Wilfried Porth auch in den nächsten Jahren Personalvorstand beim Autobauer Daimler bleiben. Der Aufsichtsrat hat den Vertrag des 52-Jährigen bis 30. April 2017 verlängert, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Stuttgart mit. Der Kontrakt des Managers wäre Ende April 2012 ausgelaufen. Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte Porth mitten in der Autokrise im April 2009 als erfahrenen Sanierer und Vertrauten in den Vorstand geholt.

Der gebürtige Baden-Badener gilt als zupackender und konsequenter Arbeiter – aber nicht als „Hardliner“. Er und Zetsche kennen sich gut. Porth hatte seine Karriere bei Daimler vor mehr als 25 Jahren begonnen. Er kam 1985 nach seinem Maschinenbaustudium an der Universität Stuttgart als Planungsingenieur zum Unternehmen. Mitte der 1990er Jahre verantwortete Porth die Entwicklung und Fertigung von Bussen in Brasilien und war anschließend Produktionschef und Werksleiter bei Mercedes-Benz in Südafrika. Später war er für die Personalentwicklung Führungskräfte zuständig. 2003 wechselte er als Chef zum japanischen Nutzfahrzeughersteller Mitsubishi Fuso, bei dem Daimler das Sagen hat. Zuletzt war der Manager für die Leitung des Transporter-Geschäfts der Daimler AG zuständig.(abendblatt.de/dapd/Reuters)