Gründer Rüter weist Vorwurf der Bilanzmanipulation zurück

Hamburg. Der Hamburger Solaranlagenanbieter Conergy ist mit der Reduzierung seiner Schulden von mehr als 323 Millionen auf 135 Millionen Euro zwar auf einem guten Weg, doch die Liquidität reicht nicht mehr lange. Laut einem Börsenprospekt hat Conergy nur noch rund 23 Millionen Euro in der Kasse. Die Lage ist angespannt, nachdem sich bereits im ersten Quartal dieses Jahres die Auftragserwartungen nicht erfüllt haben. Zahlen für das zweite Quartal liegen zwar noch nicht vor, aber Conergy geht davon aus, dass zwischen April und Ende Juni die Delle vom Vorquartal nicht ausgemerzt werden konnte. Conergy verkauft nicht nur Solaranlagen, sondern baut und betreibt auch Solarparks. Dieses Geschäft ist sehr kostenintensiv.

In einem Börsenprospekt muss ein Unternehmen auch das schlechtmöglichste Szenario für die Zukunft aufzeigen. Das hat Conergy getan. Allerdings bedeutet dies noch nicht, dass es zu einer Insolvenz des Solarspezialisten kommen muss. Denn Conergy kann weiterhin mit laufenden Einnahmen von seinen Kunden rechnen.

Auch die Aktionäre, die die Umschuldung mitgetragen haben, setzen offenbar auf eine Zukunft des Solarspezialisten. Es sind die Barclays Bank mit einem Anteil von 8,46 Prozent, Fortis Bank (6,73 Prozent), Deutsche Bank London (12,95 Prozent), Sothic Capital (12,34 Prozent), Värde Investment Partners (8,41 Prozent) und York Global Finance (11,69 Prozent). Sie alle haben bestehende Verbindlichkeiten in Aktien umgetauscht.

Unterdessen hat der ehemalige Conergy-Gründer und langjährige Vorstandsvorsitzende Hans-Martin Rüter die Vorwürfe der Hamburger Staatsanwaltschaft gegen ihn zurückgewiesen. "Es ist schlichtweg falsch, dass Vorstände oder Aufsichtsräte von falschen Bilanzansätzen gewusst haben sollen", schrieb Rüter gestern in einer schriftlichen Erklärung. "Ich habe weder manipuliert noch Einfluss auf die angesprochenen Positionen der Bilanz genommen", betonte er.

Die Staatsanwaltschaft hatte vergangene Woche Anklage gegen sechs ehemalige Topmanager - darunter Rüter und der ehemalige Conergy-Chef Dieter Ammer - des angeschlagenen Solarenergiekonzerns erhoben, weil sie unter anderem mit falschen Firmeninformationen den Kurs der Aktie hochgetrieben haben sollen. Die Hamburger Staatsanwaltschaft wirft ihnen Insiderhandel, Bilanzfälschung und Marktmanipulation vor. Die Manager sollen den Kurs der Conergy-Aktie 2006 und 2007 künstlich hoch gehalten und dann eigene Aktien im Wert von 42 Millionen Euro verkauft haben, wie der Sprecher sagte. Rüter wies das zurück.