Nach langer Diskussion stimmten Aktionäre des Holzverarbeiters Pfleiderer umstrittenem Sanierungskonzept zu. Insolvenz vorerst abgewendet.

München. Das es knapp werden würde, war bekannt. Doch wirkliche Erleichterung machte sich bei Angestellten und Aktionären des Holzverarbeiters Pfleiderer nicht breit, als sich gestern Abend die Aktionäre doch noch auf ein Rettungskonzept für das angeschlagene Unternehmen verständigen konnten. Zwar stimmten auf dem Krisengipfel letztlich sogar 93,4 Prozent der anwesenden Aktionäre in München für eine Rettung. Doch zahlreiche Kleinanleger kündigten bereits Klage gegen die Entscheidung an. Sanierungspläne sehen vor. dass der Anteil der Aktionäre am Konzern auf 0,8 Prozent sinken. Erst nach einer geplanten Kapitalerhöhung sollen sie für 5,11 Euro je Aktie neue Papiere erwerben können. Am Donnerstagnachmittag waren Pfleiderer-Aktien 45 Cent wert. Zahlreiche Kleinanleger hatten bis zum Schluss vehement gegen den Plan gewettert, der die Übernahme der Kontrolle über das Unternehmen durch Banken und Hedgefonds vorsieht. Die Aktionäre werden praktisch enteignet.

„Jede geordnete Insolvenz muss besser sein“, hatte Jochen Knoesel, Vorstand des Vereins zur Förderung der Aktionärsdemokratie, eingewandt. Auch mit Rücksicht auf die insgesamt 5000 Mitarbeiter, davon 800 am Stammsitz in Neumarkt in der Oberpfalz, sei ein Insolvenzverfahren besser als „ein Vorgehen nach dem Willen der Heuschrecken“. Auch Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) stimmte dagegen. Applaus erhielten sämtliche Redner, die Beraterkosten von rund 50 Millionen Euro kritisierten und Vorstandschef Hans Overdiek zum Rücktritt aufriefen.

Das es dann doch zu Deal kam, lag an der Zustimmung von Großaktionärs One Equity Partners (OEP) und weiterer Anleger mit größeren Aktienpaketen. Für die Verabschiedung des Rettungskonzepts waren 75 Prozent Ja-Stimmen des anwesenden Aktienkapitals nötig. Mehrere Kleinanleger kündigten Klage gegen den Beschluss an. Pfleiderer-Vertreter zeigten sich allerdings zuversichtlich, dass diese vor Gericht wenig Chancen hätten. Vor allem die vom Vorstand vorangetriebene USA-Expansion kurz vor der dortigen Subprime-Krise hatte das Unternehmen in den Abgrund gerissen.Die Gefahr einer Insolvenz für das Unternehmen aus der Oberpfalz ist somit zunächst gebannt. Der Abstimmung waren stundenlange harte Diskussionen vorausgegangen.

Ausverkauf bei Pfleiderer

Im Kreuzfeuer der Kritik stand vor allem der sichtlich mitgenommene Vorstandschef Overdiek, dessen Rede immer wieder von wütenden Zwischenrufen unterbrochen wurde. „Ich habe dem Aufsichtsrat bereits vor Monaten meinen Rücktritt angeboten. Ich klebe nicht an meinem Stuhl“, sagte er mit brüchiger Stimme. Er hänge jedoch mit Herz und Seele an dem Unternehmen und wolle sich auch in schwierigen Zeiten seiner Verantwortung stellen.

Ausgearbeitet hat den Rettungsplan der seit April amtierende Vorstand Hans-Joachim Ziems, der sich als Sanierer nach der Pleite des Medienmoguls Leo Kirch einen Namen gemacht hat. Seiner Einschätzung nach wird Pfleiderer nach der Schließung von Werken in diesem und nächsten Jahr operativ wieder schwarze Zahlen schreiben. Noch verkaufen will Ziems das defizitäre Nordamerika-Geschäft und dann im Frühjahr oder Sommer 2012 aus dem Unternehmen ausscheiden. Ebenfalls auf der Verkaufsliste steht die Beschichtungstochter Thermopal. Auch Firmenchef Overdiek dürfte nach der Machtübernahme durch die Banken und Hedgefonds abgelöst werden.

(abendblatt.de/dpa/Reuters)