Das Hamburger Unternehmen erweitert seine Kapazitäten. Im Gegenzug schließt die Konzernmutter Kion ein Werk in Bari mit 320 Angestellten
Hamburg. Der Logistikstandort Hamburg bekommt Zuwachs. Der Gabelstaplerhersteller Still wird in seiner Fabrik in Billbrook in Zukunft die Produktion eines süditalienischen Werkes mit übernehmen. Das Werk in Bari mit 320 Beschäftigten wird hingegen geschlossen, teilte die Muttergesellschaft von Still, Kion, gestern mit. Bisher beschäftigt Still in seinem Hamburger Werk rund 1800 Mitarbeiter. Zu der Zahl der neuen Stellen, die durch die Produktionsverlagerung in Hamburg entstehen können, wollte Kion-Sprecher Michael Hauger sich gestern aber nicht äußern. Nur so viel: Das Werk in Italien sei bei Weitem nicht ausgelastet gewesen und habe schon vor Jahren auf Kurzarbeit reduziert.
Hamburg konnte sich im Wettbewerb um die Produktionskapazitäten gegen andere Standorte durchsetzen, weil sich Still auf ähnliche Stapler spezialisiert hat, sagte Hauger. Bisher liegt die Auslastung der 1920 gegründeten Fabrik in Hamburg bei weniger als 80 Prozent, die Produktion hat noch nicht wieder das Vorkrisenniveau von 2008 erreicht. Kion mit seinen weltweit gut 20 000 Mitarbeitern betreibt auch Entwicklungs- und Produktionswerke in Frankreich, Großbritannien, Italien, China, Brasilien und den USA. "Die Perspektiven für Hamburg sind in diesem Verbund aber sehr gut", sagte Hauger. Durch die Neuordnung der Produktion könne Still Kosten sparen und steigere seine Wettbewerbsfähigkeit. Außerdem stehe die Marke, die mit Bert-Jan Knoef seit April 2010 einen neuen Chef hat, für Innovationskraft: In diesem Frühjahr haben die Hamburger den nach eigenen Angaben weltweit ersten in Serie gefertigten Stapler mit einer speziellen, spritsparenden Hybridtechnologie vorgestellt. Der Flughafen Frankfurt ist der erste Kunde.
Mit Innovationen und auch mit weiteren Zukäufen will Kion mit seinen Marken Still und Linde in den nächsten Jahren Wettbewerbern wie Branchenprimus Toyota oder Jungheinrich Kunden abjagen. "Wir wollen spätestens 2015 Weltmarktführer werden", sagte kürzlich Unternehmenschef Gordon Riske. Außerdem steht ein Börsengang auf der Agenda. Die bisherigen Eigentümer, die Investmentbank Goldman Sachs und der Finanzinvestor KKR, wollen ihre Anteile an Kion versilbern. Für dieses Jahr schließt der Konzern diesen Schritt aber noch aus.
Die Geschäfte mit Gabelstaplern laufen dank der guten Konjunktur in Europa und in Schwellenländern nach der Krise wieder besser. So konnte Kion bereits 2010 seinen bereinigten operativen Gewinn um 49 Prozent auf 462 Millionen Euro steigern. Im ersten Quartal erreichte der Konzern ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen von 75 Millionen Euro und setzte rund eine Milliarde Euro um. Still trug Erlöse in Höhe von 400 Millionen Euro dazu bei.
Insbesondere in Hamburg spielt sich dabei der Kampf um die Kunden für Gabelstapler ab. Denn auch die Jungheinrich AG bietet seit 1953 von Hamburg aus Produkte und Dienstleistungen "rund um den Stapler" an. Bisher belegt Jungheinrich nach Kion auf der Rangliste der größten Stapleranbieter Platz drei.