Der kränkelnde Apple-Chef kam zum Song “I Feel Good“ auf die Bühne. Der kostenlose Wolkendienst ersetzt das kostenpflichtige “Mobile Me“.

San Francisco. Steve Jobs ließ es sich nicht nehmen, die Produktneuheiten selbst vorzuführen, obwohl er von seiner Krankheit deutlich gezeichnet war. Der Apple-Chef trat bei der Präsentation zunächst nur kurz auf. Wenige Minuten nach Beginn der Veranstaltung in San Francisco überließ er die Bühne anderen Apple-Managern. Die stellten das neue Mac-Betriebssystems "Lion» und das iPhone- und iPad-Betriebssystem iOS 5 vor. Doch zur Präsentation des iCloud-Dienstes erschien Jobs nach 80 Minuten wieder auf der Bühne.

Der Nachfolger vom "Mobile Me"-Dienst ist kostenlos. Nutzer können mit einem iCloud-Account Informationen von verschiedenen Geräten in einem Apple-Rechenzentrum speichern und übers Internet von überall auf die Daten zugreifen. So sollen sich Kontakte, Kalendereinträge oder Dateien von jedem Ort auf der Welt abrufen lassen. ICloud bietet damit für Text- und Tabellendokumente einen ähnlichen Service wie Googles Docs.

Außerdem erlaubt ICloud seinen Nutzern Musik online zu speichern. Ein auf iTunes gekaufter Song kann damit von bis zu zehn Geräten abgerufen werden. Ein Synchronisieren des iPhones oder W-Lan-fähiger iPods mit dem Computer fällt weg, sobald alles in der iCloud ist. Der Musikteil der iCloud soll sofort verfügbar sein, der Rest der Funktionen soll im Herbst folgen.

Bei der Präsentation von iCloud wirkte Jobs lebhaft – er lief hin und her und gestikulierte viel. Er verließ die Bühne kurz, um einen Manager einige Features der iCloud demonstrieren zu lassen. Nach etwa fünf Minuten stieg er langsam wieder die Treppe zur Bühne hoch und führte die Präsentation fort.

Eine Erfolgsmeldung rundete die Veranstaltung ab: Apple hat seit der Markteinführung des iPads mehr als 25 Millionen Exemplare des Tablet-Computers verkauft. Dies teilte Software-Chef Scott Forstall am Montag mit. Weiterhin seien 15 Milliarden Songs beim Online-Musikladen iTunes gekauft worden.

(dapd/rtr/abendblatt.de)

Lesen Sie auch: Buchtipp - Was würde Apple tun?

Wer vor 15 Jahren einen Mac besaß, wurde von den meisten belächelt. Schick, aber zu teuer, ein absolutes Nischenprodukt - so hieß es aus dem Lager der PC-Anhänger. Inzwischen ist vor allem der Windows-Gemeinde das Lächeln vergangen. Führende IT-Firmen wie Nokia oder Sony schauen wie betäubt nach Cupertino, wenn Apple-Boss Steve Jobs eine Produktneuheit verkündet. Das System Apple rollt mit Erfindungen wie iPod, iTunes, iPhone und iPad Märkte nach Belieben auf und steht für eine faszinierende Mischung aus Modernität, Lifestyle und Qualität. Dirk Beckmann erklärt das Apple-Prinzip und warum dieses vergleichsweise altmodische Geschäftsmodell der Umsonstkultur von Google und anderen Wettbewerbern weit überlegen ist.

Präsentation:

Beckmanns Analyse ist unterhaltsam, schnell zu lesen und bezieht pointiert Stellung für das System Apple. Doch kratzt der Autor an vielen Stellen an der Oberfläche, stellt plausibel klingende Behauptungen auf, ohne sie zu belegen. Dem Buch fehlen Abbildungen. Gerade die erfolgreiche Designstory von Apple hätte eine technische Ahnengalerie verdient. Harte Vergleichszahlen in tabellarischer Aufbereitung hätten die Thesen Beckmanns klarer untermauert.

Praxiswert:

Wie soll man von einer Firma lernen, deren Mitarbeiter und langjährige Kunden schon so etwas wie Jünger sind? Am Ende legt man das Buch beiseite, staunt über Apple und sieht sich selbst eher auf der trägen Seite der Wirtschaft. Im besten Fall nimmt man einige Apple-Prinzipien mit ins nächste Meeting - oder als Small-Talk-Stoff auf die nächste Party.

"Was würde Apple tun?" von Dirk Beckmann. Erschienen im Econ Verlag, 208 Seiten, 18 Euro