Hamburg. Auch wenn die Wirtschaft über Fachkräftemangel klagt - viele Firmen bereiten ihrem Nachwuchs heute alles andere als einen leichten Einstieg in den Beruf. 38 Prozent der Hamburger Unternehmen zahlen ihren Praktikanten auch nach dem Hochschulabschluss keinerlei Gehalt. Zudem nutzen etliche Betriebe Praktikanten als Ersatz für regulär Beschäftigte, ohne ihnen eine Chance auf eine reguläre Festanstellung zu bieten.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie, die der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zusammen mit der Hans-Böckler-Stiftung und der Universität Berlin nach einer Umfrage unter Hochschulabsolventen erstellt hat. Dabei gaben 81 Prozent der Befragten an, dass sie während ihres Praktikums vollwertige Arbeit geleistet hätten. Bei 75 Prozent hätten die Firmen ihre Arbeit fest in den Betriebsablauf eingeplant.
Hamburgs DGB-Vorsitzender Uwe Grund forderte angesichts der Umfrage mehr Fairness von den Firmen: "Zum Praktikum gehören zum Beispiel ein Vertrag, vernünftige Betreuung, Bezahlung von mindestens 300 Euro und das Recht auf ein Zeugnis."
Bei der Vorstellung der Studie gestern in Hamburg berichtete eine Praktikantin, dass sie bei einer Hamburger Firma vier Monate im Callcenter gearbeitet habe - ein Einblick in andere Abteilungen sei ihr verwehrt worden.
Zugleich befasste sich gestern der Bildungsausschuss im Bundestag mit der Frage, ob Praktika für Akademiker gesetzlich geregelt werden müssten.