Trotz Schuldenkrise und Massenprotesten reisen in diesem Sommer deutlich mehr Menschen nach Griechenland als im Jahr 2010.

Düsseldorf. Die Krise in Griechenland schient die reiselustigen Deutschen nicht zu interessieren: Trotz Schuldenkrise und Massenprotesten reisen in diesem Sommer deutlich mehr Menschen nach Hellas als im Vorjahr. „Griechenland liegt bei den Buchungszahlen zweistellig über der Entwicklung des Vorsommers“, sagte Volker Böttcher, Chef des Marktführers Tui Deutschland, der „Wirtschaftswoche“.

Die Urlauber müssten auch auf nichts verzichten. Für deutsche Pauschalurlauber gebe es in Griechenland aktuell „keine relevanten Leistungseinschränkungen“, betonte Tui-Sprecher Mario Köpers auf dpa-Anfrage. Dass Griechenland wirtschaftlich schwer gebeutelt sei, spiele für Urlauber „keine wirkliche Rolle“: „Friedliche Demonstrationen oder auch Streiks halten deutsche Urlauber nicht ab“.

Vor gar nicht langer Zeit war das noch anders. Nach den gewaltätigen Protesten in Athen 2010 hätten auch deutsche Urlauber sensibel reagiert und teils lieber auf eine Reise nach Griechenland verzichtet, sagte Köpers. Im Moment gebe es aber kaum Bilder von gewaltätigen Auseinandersetzungen und damit auch keine Reisezurückhaltung.

Auch der Reiseveranstalter FTI meldet ein deutliches Wachstum: “Kein Kunde hat seine Reise aufgrund der aktuellen Berichterstattung in den Medien annulliert“, zitierte die „Wirtschaftswoche“ FTI-Geschäftsleiterin Heike Niederberghaus. Die zur Rewe-Gruppe gehörende Dertour verzeichnet demnach ein „hohes“ zweistelliges Umsatzplus. Immerhin „gut einstellig“ ist das Buchungsplus bei Thomas Cook laut Angaben des Unternehmens. Auch die Buchungen anderer Veranstalter lägen mindestens auf Vorjahresniveau – bei stabilen Preisen, heißt es in dem Bericht.

Der Tourismus ist einer der wenigen Bereiche der griechischen Wirtschaft, der derzeit nicht leidet: Laut neuesten Zahlen kamen etwa im April 24 Prozent mehr Besucher als im Vorjahr in das Land.

„Sicherlich ist Griechenland auch einer der größten Profiteure eines insgesamt schwächelnden Nordafrika-Geschäfts“, erklärte Tui-Manager Böttcher. Die andere Seite der Medaille: Ägypten und Tunesien hätten sich von den Nachfrage-Einbrüchen infolge der Umstürze noch nicht spürbar erholt, heißt es bei Tui.

Zudem hätten die Deutschen ihren Sommerurlaub früh gebucht – meist Ende vergangenen oder Anfang dieses Jahres. Allerdings weckt auch das Last-Minute-Geschäft bei den Veranstaltern hohe Erwartungen, schreibt das Magazin: FTI und Alltours rechneten mit einer großen Nachfrage.

Das Tourismusgeschäft in Deutschland läuft derzeit ohnehin gut läuft, auch angesichts der guten Konjunktur: Tui meldete Anfang Mai für die erste Hälfte des im Oktober begonnenen Geschäftsjahrs ein Buchungsplus von neun und ein Umsatzplus von zwölf Prozent. (dpa/abendblatt.de)