München. Der Atomausstieg bedroht nach Einschätzung von RWE-Chef Jürgen Großmann bedeutende Konzerne und Branchen in Deutschland. "Wenn die Politik weiter so konsequent die Zerstückelung der industriellen Energieerzeugung betreibt, werden wir bald auf ganze Industriezweige verzichten müssen", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Konzerne wie BASF oder Thyssen Krupp werde es dann nicht mehr oder nur noch kleiner geben. Die Deindustrialisierung kommt dabei nach Großmanns Worten nicht auf einen Schlag, sondern in einem schleichenden Prozess. Investitionen würden angesichts der ungewissen Entwicklung der Energiepreise zurückgehalten. Mancher Konzern werde sich überlegen, ob er in Deutschland noch gut aufgehoben sei.
Auch für den RWE-Konzern deutete Großmann einen Kurswechsel an. Das Unternehmen habe in der Vergangenheit den größten Teil seiner Investitionen auf Deutschland konzentriert. Das Tempo der Internationalisierung werde jetzt größer, und Investitionen würden eher im Ausland erfolgen.
Der Chemiekonzern BASF wollte die Äußerungen des RWE-Chefs nicht direkt kommentieren. Unabhängig von der Art der Energieerzeugung sei die Industrie auf eine sichere und klimaverträgliche Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen angewiesen, erklärte ein BASF-Sprecher lediglich. "Nur so können wir langfristig die gesamten Wertschöpfungsketten in Deutschland erhalten."