Weniger Gewinn und Umsatz. Windanlagen kommen künftig auch aus Indien

Hamburg. In vielen deutschen Unternehmen wird nach der weltweiten Wirtschaftskrise schon wieder der Aufschwung gefeiert. Aber das Geschäft der Windindustrie kommt noch nicht in Schwung. Das erlebt auch der Hamburger Windanlagenhersteller Repower. Im vergangenen Geschäftsjahr (endete am 30. März) schrumpfte der Umsatz von zuvor 1,3 Milliarden auf 1,22 Milliarden Euro. Der Gewinn sank um 12,5 Prozent auf 86 Millionen Euro. Die Dividende soll deshalb um sieben Cent auf 1,50 Euro verringert werden.

Wegen Überkapazitäten auf dem Markt und dem weltweiten Aufschieben von Projekten während der Finanzkrise befindet sich die gesamte Branche, zu der auch Vestas oder Nordex gehören, derzeit in unruhigem Fahrwasser. Dies werde dazu führen, dass der Preisdruck auf die Anbieter auch dieses Jahr anhält, schätzen Experten. Repower will nun gegensteuern und einige Windräder, die bislang in Deutschland gefertigt wurden, in Indien herstellen, wo auch Suzlon, der Mutterkonzern des Unternehmens, seinen Sitz hat. Die entsprechenden Zwei-Megawatt-Anlagen sind für den australischen und nordamerikanischen Markt vorgesehen.

"Auf die Arbeitsplätze in der Produktion in Deutschland wird dies keine Auswirkungen haben", sagte Repower-Chef Andreas Nauen gestern während einer Telefonpressekonferenz. Das Hamburger Unternehmen fertigt unter anderem in Husum, Rendsburg und Bremerhaven. Das Geschäft von Repower mit Nordamerika und Australien ist allerdings noch sehr überschaubar. Im vergangenen Geschäftsjahr sind laut Nauen nur zwei Anlagen für diese Regionen gebaut worden. Repower beschäftigt derzeit weltweit 2456 Mitarbeiter, davon die meisten in Deutschland. In der Hamburger Zentrale sitzen rund 340 Beschäftigte.

Derzeit ist Repower noch ein eigenständiges, börsennotiertes Unternehmen. Doch das könnte sich auf der Hauptversammlung, die am 30. August stattfinden soll, ändern. Suzlon-Inhaber Tulsi Tanti plant einen Squeeze-out. Das heißt, die Aktionäre sollen ihre Anteile für eine Barabfindung verkaufen. Dann könnte das Unternehmen von der Börse genommen werden, und Tanti könnte über einen Beherrschungsvertrag mehr Einfluss auf Repower nehmen. Doch diese Vorhaben würden für das indische Unternehmen teuer.

Suzlon hält zwar bereits mehr als 90 Prozent an Repower, aber die restlichen Aktionäre wollen nur gegen eine hohe Abfindung verkaufen. Vor allem ein amerikanischer Hedgefonds treibt den Preis nach oben. Tanti hat schon in der Vergangenheit bei dem Bieterkampf um Repower in den Jahren 2007 und 2008 weit mehr für das Hamburger Unternehmen bezahlen müssen, als es laut Börsenpreis wert war. Diese Tatsache und die Finanzkrise haben dazu geführt, dass Suzlon derzeit hoch verschuldet ist. Jetzt würden nochmals Millionen Euro für die verbliebenen Aktionäre fällig.

Nauen hat bereits im September das Deutschlandgeschäft in ein neues Unternehmen ausgegliedert. Zu der möglichen Komplettübernahme von Repower durch Suzlon beantwortete er gestern noch keine Fragen. Für die Zukunft des Windkraftunternehmens gab sich der Unternehmenschef aber zuversichtlich und verwies auf einen um 20 Prozent gestiegenen Auftragsbestand. Zudem sei er optimistisch, dass das Hamburger Unternehmen von der Energiewende in Deutschland profitieren werde.