Nike, adidas und Puma haben hohe Erwartungen an das Ereignis in Deutschland, rechnen aber nicht mit wirklich nennenswerten Umsätzen.
Herzogenaurach/Frankfurt. Statt 32 Teams treten nur 16 an, mit ausverkauften Stadien ist bisher nur bei den Deutschlandspielen zu rechnen: Auch wenn die am 26. Juni beginnende Frauenfußball-Weltmeisterschaft weder sportlich noch wirtschaftlich mit dem Herrenturnier so ganz mithalten kann, haben die drei großen Ausrüster der Branche – Nike, adidas und Puma – durchaus hohe Erwartungen an dieses Ereignis. Denn gelungene Pässe und erfolgreiche Torschüsse könnten ihrer Einschätzung nach den schon begonnenen Popularitätsschub für den Frauenfußball weiter ankurbeln - und mittelfristig durchaus viel Geld in die Kassen spülen.
„Die Frauen-WM ist schon ein sportliches Highlight“, sagt der Unternehmenssprecher des US-Konzerns Nike, Olaf Markhoff, in Frankfurt. Einen vergleichbaren Umsatzschub wie bei der Herren-WM sieht er zwar nicht, dennoch geht er davon aus, dass die Aufmerksamkeit durch ein solches Großereignis deutlich steigen wird.
„Der Frauenfußball führt hinsichtlich seines Vermarktungspotenzials leider immer noch ein Schattendasein“, erklärt Markhoff. Der Nachholbedarf sei groß. Gerade in den USA und Brasilien, deren Nationalmannschaften Nike ausrüstet, sei die Begeisterung für den Frauenfußball schon groß. Und auch in Deutschland sollte sich ein solches Event – zumal im eigenen Land - in den Sportgeschäften bemerkbar machen: durch ein umfangreiches Angebot an Trikots, Schuhen und Fanartikeln jeder Art.
Wie viel Nike zusätzlich einnehmen will, verrät Markhoff zwar nicht, aber er gibt zu: „Wir hoffen sehr, dass die WM und attraktiver Frauenfußball so stark in die Öffentlichkeit wirken, dass immer mehr Mädchen Fußball spielen möchten“. Dann könnte die Aufholjagd zum Herrenfußball noch ein Stück vorankommen.
Neben den USA und Brasilien rüstet Nike die Nationalteams von Frankreich, Neuseeland und Australien aus und über die britische Tochter Umbro auch England, Norwegen, Schweden und Kanada. Darüber hinaus hat Nike die deutsche Mittelfeldspielerin Lira Bajramaj unter Vertrag. Mit ihren 23 Jahren gehört sie nach Markhoffs Einschätzung zu den fünf besten Fußballerinnen der Welt. Sollte Titelverteidiger Deutschland wieder das Finale erreichen, wird sie in diesem Spiel sogar mit hierfür selbst entworfenen Schuhen auflaufen.
Einzelspieler rückt auch Puma in den Fokus, die weltweite Nummer drei im Fußball hinter Nike und adidas. „Unser Ziel ist es, diese Position weiter auszubauen“, erklärt Firmensprecher Ulf Santjer. Puma hat nur die Mannschaft aus Äquatorialguinea im Turnier, setzt darüber hinaus aber auf eine starke Präsenz seiner Schuhe durch Verträge mit einzelnen Spielerinnen, darunter elf des DFB-Teams und mit der Brasilianerin Marta da Silva, die fünffache Weltfußballerin des Jahres.
„Die WM ist ein sehr, sehr wichtiges Event für uns“, betont Santjer. Ein Ereignis, das sicher zum Umsatzwachstum beitragen werde, jedoch noch längst nicht den Stellenwert einer Herren-WM habe. Allerdings setzt Puma durchaus darauf, dass – wie schon bei den Herren – wieder ein gewisses WM-Fieber in der Bevölkerung aufkommt. Wie viele Trikots und Schuhe dadurch verkauft werden könnten, wollte Santjer aber nicht beziffern.
Auch Pumas Nachbar in Herzogenaurach, Europas Branchenprimus adidas, tut sich schwer damit, sich auf Zahlen festzulegen, setzt aber ebenfalls klar auf einen Popularitätsschub für den Sport. „Wir glauben, dass wir in diesem Jahr mehr Frauentrikots verkaufen als jemals zuvor“, erklärt Unternehmenssprecherin Katja Schreiber.
Zwar werde die Auswirkung der WM auf den Umsatz überschaubar sein, räumt sie ein. Nach dem „fantastischen Fußball“ des Turniers dürften aber noch mehr Mädchen Lust darauf bekommen, selbst mit dem Kicken anzufangen und dadurch die Popularität dieses Sports weiter steigern.
Neben der DFB-Elf hat adidas noch Japan, Nigeria, Kolumbien und Mexiko unter Vertrag sowie Einzelspielerinnen, etwa aus den USA, dem größten Markt für Frauenfußball.
Erzielte adidas mit der Herrenfußball-WM 2010 einen Fußball-Rekordumsatz von 1,5 Milliarden Euro und verkaufte weltweit weit mehr als sechs Millionen Spielertrikots und rund 20 Millionen Bälle, sollen diese Zahlen auf keinen Fall als Maßstab für das kommende Turnier herhalten. „Genauso wie die Spielerinnen mit den Männern nicht verglichen werden wollen, vergleichen wir die beiden Weltmeisterschaften nicht“, betont Schreiber. Das seien nun einmal zwei unterschiedliche Veranstaltungen.