Bereits im März hatte die Stimmung laut dem Münchener Ifo-Institut einen leichten Dämpfer erhalten. Die Lage ist derzeit aber positiv.

München. Die deutsche Wirtschaft bleibt im Stimmungshoch - und das trotz der Japan-Katastrophen in Japan, dem Libyen-Krieg, hoher Rohstoffpreise und der Schuldenkrise. Zwar sank das wichtigste Konjunkturbarometer, Ifo-Geschäftsklimaindex , im April zum zweiten Mal in Folge auf nun 110,4 Punkte. Die Erwartungen für künftige Geschäfte sind demnach nicht mehr ganz so rosig wie in den Vormonaten. Trotz des kleinen Abstrichs bleibt der Index aber weiter auf dem höchsten Niveau seit der Wiedervereinigung. Die Wirtschaft sei „in ausgezeichneter Frühlingslaune“, urteilte Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP). Die deutsche Wirtschaft könne „das Osterfest zurecht gut gelaunt begehen“.

„Trotz erheblicher Risiken auf der internationalen Ebene geht es den Unternehmen in Deutschland ausgezeichnet“, erklärte ifo-Chef Hans-Werner Sinn am Donnerstag in München. Die April-Umfrage des ifo-Instituts war die erste, für die sämtliche Fragebögen nach Beginn der Japan-Katastrophe eingingen, weshalb ihr besondere Aufmerksamkeit zukam.

Einen Wert von mehr als 110 Punkten hatte die Umfragen unter rund 7000 Unternehmern in den vergangenen 20 Jahren erstmals im Januar 2011 ergeben. Damals befand sich der ifo-Index gerade im Aufstieg zu seinem Rekordwert, den er im Februar mit 111,3 Punkten erreichte. Erst danach ging es leicht abwärts.

Gelassene Reaktionen

Vor diesem Hintergrund reagierten Ökonomen und Politiker am Donnerstag auch gelassen auf den erneuten Rückgang. „Daraus kann man einen Dämpfer, aber keine Wende ablesen“, betonte auch Klaus Abberger, der beim ifo-Institut für den Geschäftsklimaindex zuständig ist. Der deutsche Aktienindex DAX reagierte kaum auf den leichten ifo-Knick.

Auch das Bundesfinanzministerium betont, die deutsche Wirtschaft habe in den ersten drei Monaten 2011 kräftig zugelegt. In seinem aktuellen Monatsbericht geht das Ministerium für das erste Quartal von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von rund einem Dreiviertel Prozent gegenüber dem Vorquartal aus. „Der Aufschwung in Deutschland wird sich damit fortsetzen, wenngleich der Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung etwas weniger kräftig ausfällt als im ausgesprochen wachstumsstarken Vorjahr“, heißt es. Zuvor hatte auch die Bundesbank von einem fulminanten ersten Quartal gesprochen und ein BIP-Plus von 0,8 bis 1,0 Prozent erwartet.

Noch keine Wende in Sicht

Laut ifo-Ergebnissen betrachten die Unternehmer ihre aktuelle Lage sogar erneut besser. Hier erreichte der Wert nun 116,3 Punkte, nachdem er im März 115,8 betragen hatte. Es waren allerdings die gedämpften Erwartungen an die Geschäftsaussichten für die nächsten sechs Monate, die den Index nach unten zogen. Der Wert sank von 106,5 Punkten im März auf nun 104,7 Punkte. Um von einer Wende zu sprechen, müsse es aber einige Rückgänge in Folge geben, sagte ifo-Experte Abberger. Insbesondere sei dabei auf die Aussagen der Unternehmer aus den besonders sensiblen Branchen Investitionsgüter und Chemie zu achten.

Im verarbeitenden Gewerbe liegt der Auslastungsgrad jedoch derzeit laut ifo deutlich über seinem langjährigen Durchschnittswert. Im Auslandsgeschäft sähen die Firmen wieder größere Chancen. „Wir müssen damit rechnen, dass es etwas moderater wird“, sagte Abberger über die Indizes der nächsten Monate. Die Volkswirte der Commerzbank und der Landesbank Hessen-Thüringen erwarten auch wegen steigender Leitzinsen weitere Rückgänge. „Das ist aber keine Katastrophe“, urteilte Volkswirt Andreas Scheuerle von der Deka-Bank. “Die deutsche Wirtschaft kann nicht dauerhaft mit Raten von mehr als drei Prozent wachsen.“