Ab Mai öffnet sich der Arbeitsmarkt für Menschen aus den neueren EU-Ländern. Wie viele von ihnen hierher kommen, bleibt abzuwarten.

Frankfurt. Wie viele Polen oder Litauer von Mai an tatsächlich in Deutschland arbeiten wollen, bleibt abzuwarten. Manch einer will sein Glück versuchen – zum Beispiel als Bauarbeiter. Ostbrandenburg jedenfalls wirbt für eine „Willkommenskultur“.

Peter Metz ist ein Nomade. Der Brandenburger aus Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald) hat sein berufliches Glück in der Luftfahrtbranche in Litauen versucht. Davor sei er schon in anderen baltischen Staaten gewesen, sagt er. Nun will er aber wieder in Deutschland arbeiten und dem litauischen Vilnius den Rücken kehren – Probleme mit der Bezahlung, erklärt Metz. Manch ein Litauer könnte schon bald dieselbe Richtung einschlagen: Am 1. Mai öffnet sich der deutsche Arbeitsmarkt Osteuropäern aus acht Ländern – darunter Litauen und Polen. Beschränkungen fallen weg.

„Ich finde das okay“, sagt Metz. Ein Kollege aus Litauen habe ihn schon gefragt, ob er ihm einen Job in Deutschland besorgen könne. „Viele Leute haben eine gute Ausbildung.“ Allerdings fehlten einigen osteuropäischen Arbeitnehmern „westliche Erfahrungen“. Wichtig sei, dass sie sich in Deutschland verständigen könnten und sich anpassten, meint Metz. Er selber habe „ein paar Brocken“ Litauisch gelernt und sich ansonsten in englischer Sprache verständigt. „Das ist dort gängig. Ich wurde akzeptiert.“

Dieses Gefühl wollen auch Politiker und Wirtschaftsvertreter in Ostbrandenburg potenziellen Arbeitskräften aus Osteuropa vermitteln. In den vergangenen Monaten war die Arbeitnehmerfreizügigkeit immer wieder Thema auf zahlreichen Veranstaltungen. Im Januar wurde in der Grenzstadt Frankfurt (Oder) im Beisein von Oberbürgermeister Martin Wilke (parteilos) die „Frankfurter Erklärung“ von Stadt, Wirtschaft und der Agentur für Arbeit vorgestellt. Die Unterzeichner plädieren darin für eine „Willkommenskultur“.

Für Grenzgänger Metz ist der Besuch in der Nachbarstadt längst Alltag geworden – an einem Apriltag steht er im polnischen Slubice an einer Tankstelle, füllt Benzin in seinen Wagen und einen Kanister. Ein alltägliches Bild, rollen doch viele Deutsche in der Hoffnung auf eine günstige Tankrechnung mit ihren Autos über die Stadtbrücke, die Frankfurt (Oder) mit Slubice verbindet. Zwischen den beiden Städten fließt die Oder.

Gleich hinter der Brücke gibt es etliche Wechselstuben, bunte Schilder werben für Friseurbesuche und niedrigere Zigarettenpreise. In einem kleinen Laden, der von oben bis unten mit Regalen voller Zigaretten bestückt ist, sitzt eine freundliche Verkäuferin. Auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit angesprochen sagt sie, dass Deutschland Fachkräfte brauche. Allerdings denke sie, dass hoch spezialisierte Polen eher in die USA oder in den arabischen Raum gehen würden.

Die 27-Jährige, die ihren Namen nicht nennen möchte, spricht gutes Englisch. Deutsch könne sie nicht, daher komme für sie selber ein beruflicher Wechsel ins Nachbarland nicht infrage. Ein Freund von ihr dagegen wolle sich eine Stelle als Bauarbeiter suchen. Er erwarte einen Verdienst von monatlich rund 1000 Euro – das sei deutlich mehr als in Polen. Weiter weg als das rund 100 Kilometer entfernte Berlin wolle er nicht gehen.

Der litauische Bekannte von Metz will nicht gleich hinter der Grenze haltmachen. Im Gespräch sei Hamburg, berichtet der Brandenburger und verschwindet in den Verkaufsraum der Tankstelle, um zu bezahlen.