Die Autofahrer meiden den Biosprit. Die Branche rechnet nun mit Strafzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe und fordert ein Umdenken.

Wegen der Ablehnung des umstrittenen Kraftstoffs E10 an den Zapfsäulen fordert der Mineralölkonzern Shell die Bundesregierung auf, von den drohenden Strafzahlungen abzusehen. „Wir bitten die Politik darum, noch einmal über die Strafzahlungen nachzudenken“, sagte der Chefvolkswirt von Shell, Jörg Adolf, der „Bild“-Zeitung. Es sei nicht in Ordnung, die Strafzahlungen einzufordern, „wenn wir die Bio-Quote wegen E10 nicht erfüllen können“.

Nach den laufenden Bestimmungen müssen 6,25 Prozent der Gesamtmenge des in diesem Jahr verkauften Kraftstoffs Biokraftstoff sein – sonst sind Strafzahlungen fällig. Erreichen wollen die Mineralölkonzerne die Quote über die Beimischung von zehn Prozent Ethanol in dem neuen Kraftstoff E10.

Viele Autofahrer lehnen den Kraftstoff aber ab, weil sie Schäden an ihrem Fahrzeug fürchten. Die Mineralölbranche rechnet daher mit Strafzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe, wie Shells Deutschland-Chef Peter Blauwhoff kürzlich sagte. Seinen Worten zufolge ist es „ganz und gar unmöglich geworden, die Quote in diesem Jahr zu erreichen“.

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hat im Streit um den Biosprit E10 Verständnis für die Klage des ADAC gegen die Ölkonzerne Aral, BP, Jet, OMV und Shell geäußert. „Der Autofahrer, der nicht E10 tanken kann, braucht eine Alternative“, sagte die CSU-Politikerin am Mittwoch in einem Reuters-Interview. Diese müsse auch angeboten werden. Es sei deshalb nachvollziehbar, dass der ADAC gegen die Ölkonzerne klage.

Der Automobilclub hatte die Konzerne angezeigt, weil ein Teil ihrer Tankstellen entgegen den gesetzlichen Vorgaben neben dem sogenannten Bio-Kraftstoff Super E10 kein herkömmliches Super-Benzin E5 mit 95 Oktan mehr anbietet. Stichproben an Münchener Tankstellen hätten ergeben, dass von den Konzernen unter der Bezeichnung „Super“ ein Kraftstoff in der Qualität Super Plus mit mindestens 98 Oktan angeboten werde. Der aber sei mindestens acht Pfennig pro Liter teurer als das angebotene Super E10. Das sei eine Rechtsverletzung.

„Ich hätte mir gewünscht, dass die Mineralölindustrie den Biokraftstoff E10 ebenso offensiv und positiv bewirbt wie andere Produkte“, sagte Aigner. „Auch die Automobilindustrie hätte von Anfang an besser über die Eignung von E10 aufklären müssen.“

Bei der Deutsche Automobil Treuhand (DAT) können sie nachsehen, ob ihr Fahrzeug E10 tauglich ist.

Quelle: Welt Online