In der Atomdebatte wird vieles vereinfacht. Tatsächlich kann das Polster, das uns vom Blackout trennt, recht dünn werden.
Die Debatte über den Atomausstieg ist zu sehr von Ideologen und Vereinfachern geprägt. Sieben Atomkraftwerke wurden ausgeschaltet und keine Lampe hat geflackert: Na also, geht doch, freuen sich Atomkraftgegner, als sei dies der Beweis für die völlige Verzichtbarkeit aller deutschen Reaktoren.
Dass es so einfach nicht ist, zeigen die jetzt veröffentlichten Daten der Netzbetreiber. Danach wurde die wegfallende deutsche Kernenergie sofort durch Atomstrom aus Frankreich und Tschechien ersetzt. Die Kilowattstunden drängen, einem physikalischen Gesetz folgend, über die Grenzen, wenn Nachfrage-Überhang besteht. Mitten im Frühling, der Starkwind-Saison, wurde Deutschland so zum ersten Mal über mehrere Wochen zum Stromimporteur. 21.000 Windkrafträder und 300.000 Solarstrom-Anlagen haben – natürlich – nicht ausgereicht, die Lücke in der deutschen Energieversorgung zu füllen, als die sieben Meiler vom Netz gingen.
Derzeit sind in Deutschland Kraftwerkskapazitäten von 165 Gigawatt installiert, obwohl die maximale Nachfrage nur irgendwo bei 85 Gigawatt liegt. Doch die Reserve ist nicht so groß wie es scheint. Fallen Wind- und Solaranlagen aus, weil Flaute herrscht oder es Nacht wird, stehen von den 165 schlagartig nur noch 115 Gigawatt zur Verfügung.
Wenn künftig noch mehr Kohlekraftwerke aus Altergründen vom Netz gehen, als neue hinzukommen, kann das Polster, das uns vom Blackout trennt, recht dünn werden. Auch das Ausland kann uns nicht mit beliebigen Mengen von Strom versorgen. Dessen sollte sich bewusst sein, wer den Atomausstieg übers Knie brechen will.