Deutsche Autofahrer müssen für ihr Benzin deutlich mehr bezahlen als die Nachbarländer. Schuld daran ist vor allem der E-10-Biosprit.

Die Benzinpreise in Deutschland gehören jetzt zu den höchsten in Europa. Nach einer Übersicht des Hamburger Energie-Informationsdienstes EID liegt Deutschland bei den Benzinpreisen sowohl mit als auch ohne Steuern auf Rang vier unter den 27 EU-Ländern, bei den Dieselpreisen vor Steuern auf Rang 11 und nach Steuern auf Platz 6. Teurer ist Superbenzin für den Autofahrer nur noch in Dänemark, Griechenland und den Niederlanden. Für Diesel ist an den Tankstellen in Großbritannien, Griechenland, Italien, Dänemark und Schweden mehr zu bezahlen.

Bislang lag Deutschland bei den Benzinpreisen ohne Steuern im europäischen Vergleich im unteren Drittel; meistens zwischen Rang 20 und 25. Die Mineralölindustrie wertete das als Ausdruck intensiven Wettbewerbs. Ein großer Markt wie Deutschland ist allerdings auch kostengünstiger zu versorgen als kleinere und entlegenere Märkte wie Estland oder Zypern, so dass die Preise tendenziell etwas niedriger sein können. Nachdem die versuchte Einführung des Bio-Benzins E10 mit zehn Prozent Ethanol den Markt in Deutschland völlig durcheinandergebracht hat, ist Superbenzin mit 95 Oktan nicht mehr flächendeckend verfügbar.

In die europäische Vergleichsstatistik geht deshalb Superbenzin mit 98 Oktan ein, das sechs bis acht Cent je Liter teurer ist. Damit schiebt sich Deutschland bei den Benzinpreisen in die europäische Spitzengruppe. Gegenwärtig wird E10 im Süden und Osten Deutschlands angeboten, aber wenig getankt. Die Unternehmen gehen deshalb dazu über, vermehrt auch wieder Superbenzin mit fünf Prozent Ethanol (E5) und 95 Oktan anzubieten. Im Norden und Westen gibt es noch kaum E10.

Ein weiterer Grund für die steigenden Spritpreise sind die anhaltenden Unruhen in mehreren arabischen Ländern. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai näherte der 120-Dollar-Marke. Brent-Öl stieg in der Spitze auf 119,75 Dollar nach 118,70 Dollar am Freitag und ist damit so teuer wie seit August 2008 nicht mehr. Im Fokus stand weiterhin Libyen, wo es heftige Gefechte um die Ölstadt Brega gab. Händlern zufolge beunruhigt den Markt weniger der Ausfall der Lieferungen aus dem nordafrikanischen Land, als die Furcht vor dem Übergreifen der Unruhen auf ölreiche Länder wie Saudi-Arabien. Libyen ist weltweit nur der 17. größte Ölproduzent.

Nach Einschätzung von Edward Meir, Rohstoffanalyst beim Brokerhaus MF Global, könnte es derzeit wegen der Folgen des Erdbebens in Japan sogar einen Überschuss auf dem Ölmarkt geben. „Die Marktteilnehmer geben sich derzeit aber nicht mit Daten ab, da der Fokus auf den Nahen Osten gerichtet bleibt“, sagte Meir.

Zudem bleibe das Anlagethema „Rohstoffe kaufen“ aktuell, da sich zuletzt keine Anzeichen für eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums ergeben hätten. Zu dieser Einschätzungen trugen laut Händlern auch die am Freitag veröffentlichten Daten vom US-Arbeitsmarkt bei. In der weltgrößten Volkswirtschaft waren im März mehr Stellen als erwartet geschaffen worden.

Quelle: Welt Online