“Hart aber fair“: Bei der Debatte um die Frauenquote war Ex-BDI-Chef Michael Rogowski von Frauen umzingelt. Entsprechend ging es nicht um das “Ob“, sondern um das “Wie“.

Eine Frau, das gab Michael Rogowski zu, sei für ihn als Personalchef in den 1970er Jahren nicht für eine Führungsposition in Frage gekommen: „Da hätte ich gedacht, die bekommt eh irgendwann ein Kind und geht mir dann wieder verloren“. Im Jahr 2011 würde der ehemalige BDI-Chef mit dieser Einstellung wohl nicht mehr weit kommen.

Zum einen war er bei „Hart aber fair“ als einziger männlicher Gast von vier erfolgreichen und streitbaren Frauen umzingelt – zum anderen hat der 72-Jährige mittlerweile seine Meinung auch gründlich revidieren müssen.

Und so debattierte die Runde bei Frank Plasberg unter dem Motto „Platzhirsch gegen Quotenfrau – hindern Männer die Frauen wirklich am Aufstieg?“ auch nicht mehr über das „Ob“ von Frauen in deutschen Chefetagen, sondern nur noch über das „Wie“.

Schließlich liegt der Anteil weiblicher Vorstände immer noch erschreckend niedrig. Und am Mittwoch kam der jüngste Versuch der Bundesregierung, die Dax-Konzerne mit einem „Frauen-Gipfel“ auf eine verbindliche Steigerung des Frauenanteils in ihren Vorständen festzulegen, bei eben diesen Unternehmen äußerst verhalten an.

Weder die von Ursula von der Leyen geforderte starre Quote, als auch Kristina Schröders „Flexi-Quote“ lösten Begeisterungsstürme bei den überwiegend männlichen Bossen aus. Was nun also?

Dass eine Frauenquote in Deutschland dringend vonnöten ist, behauptete die Journalistin Bascha Mika. Die ehemalige Chefredakteurin der „taz“ hat selbst davon profitiert – bei dem Berliner Blatt wurde der Frauenanteil auf 50 Prozent festgelegt: „Ich habe meinen Job der Quote verdankt“, gab Mika freimütig zu.

In einer Liga mit China oder Indien

In zu vielen Unternehmen herrschten aber noch männlich dominierte Kulturen – einer der Gründe, warum deutsche Chefetagen in Punkto Frauenanteil in einer Liga mit China oder Indien spielten. Für Frauen, die nach oben strebten, würden von Männercliquen vielfach „gläserne Decken“ eingezogen – was bei Rogowski den freudschen Verhörer von „gläsernen Betten“ auslöste.

Der Unternehmer entgegnete:„Ich bin fest davon überzeugt, dass es sich bei der Frauenquote um eine überflüssige Theoriediskussion handelt. Allein schon das demographische Problem wird dafür sorgen, dass Frauen früher oder später ihren Weg machen“. Allerdings solle man der Wirtschaft dafür auch die nötige Zeit geben.

Mögliche Kandidatinnen für Vorstandsposten müssten in den Unternehmen erst einmal heranreifen. Auch könne man mit einer Quote keinesfalls den Bedürfnissen aller Sparten pauschal gerecht werden. „Wir können uns Ingenieurinnen nicht backen“.

Einen gesetzlich festgeschriebenen Frauenanteil lehnte auch Angelika Dammann ab. Sie ist selbst bei der SAP AG der „Chief Human Resources Officer“, wie man dort den Personalvorstand getauft hat. „Ich halte die Quote für eine populistische Forderung“, sagte die Top-Managerin.

"Frauen wachsen nicht auf Bäumen"

Der Politik gehe es dabei auf allen Seiten nur um die kurzfristige Jagd nach Schlagzeilen. Ein langfristiges Umdenken in den Unternehmen könne so nicht erzwungen werden. „Frauen wachsen außerdem nicht auf Bäumen“, brachte sie es auf den Punkt.

Doch in der Diskussion zeigte sich vor allem, dass die hergebrachten Ansichten zu Geschlechterrollen, Familie und Karriere immer weiter aufweichen.

“Mein Mann ist öfter zur Geburtsvorbereitung gegangen als ich“, berichtete etwa die Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin. Ihr irischer Gatte, so die FDP-Vorzeigemutter, habe sich mit ihr die Erziehungszeit geteilt – nur eines von vielen Modellen, die für jüngere Generationen immer interessanter werden.

Teilzeit oder Job-Sharing seien andere Möglichkeiten für Mütter und Väter, Nachwuchs und Karriere unter einen Hut zu bekommen: „Denn zum Kinderbekommen gehören immer zwei“. Auch Angelika Dammann erklärte, dass sie zu ihrem Chefposten gekommen sei, indem sie sich mit ihrem Mann die Erziehungszeit geteilt habe.

Rollenbilder als Generationenfrage

Mecklenburg-Vorpommerns Familienministerin Manuela Schwesig sieht die Veränderung der Rollenbilder ebenso als eine Generationenfrage. Zwar fordert die SPD-Politikerin ebenfalls eine Frauenquote – vor allem müssten aber die tatsächlichen Möglichkeiten geschaffen werden, Müttern den Freiraum zu einer Karriere zu geben.

Dazu gehöre der Ausbau der Kinderbetreuung: „Die zwei Milliarden, welche die Regierung für das Betreuungsgeld ausgeben will, sollte man sofort in die Krippen stecken“ Mit Hilfe einer Frauenquote könnten die Konzerne aber unter Druck geraten, selbst mehr familienfreundliche Angebote zu schaffen und den Wandel zu beschleunigen.

Immerhin scheint im Vergleich zu den deutschen Unternehmen die ARD ja ihrer Zeit weit voraus zu sein – und eine Männerquote zu implementieren. Während Frank Plasberg derzeit noch Hahn im abendlichen Debatten-Korb ist, verbessert Günther Jauch künftig die Bilanz: Dann steht auch die Männerquote der ARD-Polittalks bei 40 Prozent – Ursula von der Leyen würde es freuen.

Quelle: Welt Online