Angesichts der Atomkatastrophe und der Abwertung von Portugal waren die Anleger zurückhaltend. Feste US-Technologiewerte halfen den Dax wieder auf.

Bei den Anlegern am Aktienmarkt regiert angesichts der Atomkatastrophe in Japan und den andauernden Kämpfe in Libyen die Vorsicht. Zudem erlitten Hoffnungen auf eine Lösung der europäischen Staatsschuldenkrise einen Rückschlag, nachdem die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) ihre Bonitätseinschätzung für die Staatsfinanzen der hoch verschuldeten Euro-Mitgliedsländer Griechenland und Portugal senkte.

„Warum sollte man bei so negativen Nachrichten aus aller Welt Aktien kaufen“, sagte ein Händler. Der Dax ging mit 6934 Zählern kaum verändert aus dem Handel. Der EuroStoxx50 für die Euro-Zone gab 0,1 Prozent auf 2910 Zähler nach.

Die europäischen Aktienmärkte holten im späten Geschäft ihre Tagesverluste mit Hilfe fester US-Technologiewerte wieder auf. Der technologielastige Nasdaq-Composite lag bei Handelsschluss in Europa 0,7 Prozent im Plus.

Besonders beliebt bei Anlegern waren die Aktien von Amazon und Cisco Systems, die sich um 2,7 beziehungsweise 1,1 Prozent verteuerten. Das Internetkaufhaus Amazon startet einen Musikdienst im Internet. Cisco überzeugte mit dem Kauf des Software-Unternehmens newScale, mit dem der Netzwerkausrüster sein Geschäft im Bereich „Cloud Computing“ ausbaut. Dabei werden Computeranwendungen vom Schreibtischrechner ins Netz verlagert.

Die Ankündigung von Siemens, etwas mehr als die Hälfte seiner Lichttechnik-Tochter Osram an die Börse zu bringen, lockte die Anleger nicht aus der Deckung. Die im Dax schwergewichteten Siemens-Aktien holten mit dem Markt ihre anfänglichen Verluste aber wieder auf und schlossen unverändert mit 94,23 Euro.

„In der Vergangenheit hat Siemens mit den Abspaltungen und Börsengängen von Töchtern im Sinne der Aktionäre häufig daneben gelegen“, sagte ein Börsianer und spielte damit auf die für Aktionäre nicht gerade erfreulichen Börsengänge des Chipherstellers Infineon und des Bauteile-Herstellers Epcos an.

Die Aktien des niederländischen Siemens-Konkurrenten Philips profitierten dagegen von der Ankündigung und legten 1,7 Prozent auf 22,55 Euro zu. Experten taxieren den Wert von Osram auf bis zu 6,5 Milliarden Euro. Lege man eine ähnliche Bewertung für die Lichttechnik-Sparte von Philips zugrunde, erhöhe sich das Kursziel auf 29,10 von derzeit 27,50 Euro, sagte ING-Analyst Sjörd Ummels.

Europaweit standen Banktitel im Fokus, der Stoxx-Branchenindex gab 1,2 Prozent nach. In Mailand gerieten Bankenwerte unter Druck, nachdem die UBI Banca überraschend eine Kapitalerhöhung um eine Milliarde Euro angekündigt hatte.

Ihre Aktien brachen um gut zwölf Prozent ein. Im Stoxx50 hielten die Titel von Intesa San Paolo mit einem Abschlag von 4,5 Prozent die rote Laterne. In Frankfurt wurde über eine im zweiten Quartal beginnende Kapitalerhöhung bei der teilverstaatlichten Commerzbank spekuliert.

Ihre Aktien fielen um 4,3 Prozent auf 5,52 Euro. „Es geht um, dass eine Kapitalerhöhung zu einem Preis zwischen 5,25 und 5,30 Euro je Aktie kommen könnte“, sagte ein Börsianer. Die Commerzbank lehnte einen Kommentar ab.

Die Aktien der Deutschen Börse büßten 0,9 Prozent ein. Dem Frankfurter Börsenbetreiber und seinem Fusionspartner NYSE Euronext droht wachsende Konkurrenz durch die alternative Handelsplattform Bats. Den Dax führten nach einem positiven Analystenkommentar von JP Morgan die Aktien des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer mit einem Plus von 2,3 Prozent an.

Quelle: Welt Online