Gut zwei Jahre nach seiner schwersten Krise ist der Autozulieferer Schaeffler aus dem Gröbsten heraus.

Hamburg. Mit dem Abbau seiner Beteiligung an Continental auf gut 60 von 75 Prozent schlägt das Familienunternehmen zwei Fliegen mit einer Klappe: Schaeffler reduziert seinen Schuldenberg um mehr als zwei Milliarden Euro und ebnet zudem seiner hannoverschen Tochter den Weg zurück in den Dax, was deren Aktienkurs stützt. Auch Conti kommt beim Schuldenabbau Kreisen zufolge voran.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs fand für die 29,7 Millionen zuletzt bei den Privatbanken M.M. Warburg und Metzler geparkten Conti-Aktien am Montag am Markt binnen kurzem Abnehmer - zu einem Preis von je 60 Euro, nur 1,5 Prozent weniger als der Schlusskurs vom Freitag. Neueinsteiger machten ein schnelles Geschäft: Conti-Aktien stiegen nach der Platzierung um 3,3 Prozent auf 63 Euro.

Zuletzt waren angesichts eines Streubesitzes von knapp 25 Prozent nur wenige Conti-Papiere an der Börse zu haben. Nun steigt der Streubesitz auf fast 40 Prozent. Nach Berechnungen der WestLB könnte sich der im Nebenwerteindex MDax gelistete Autozulieferer und Reifenhersteller damit spätestens im Herbst ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Lanxess um einen Platz in der Liga der 30 größten Börsenwerte in Deutschland liefern. Indexfonds etwa müssten spätestens dann einsteigen.

Conti hatte den Dax Ende 2008 verlassen müssen, als seine Aktionäre dem Bieter Schaeffler angesichts einbrechender Kurse in der Finanzkrise massenhaft Aktien andienten – obwohl das Familienunternehmen eigentlich gar nicht die Mehrheit übernehmen wollte.

Dadurch hatte Schaeffler einen zweistelligen Milliarden- Schuldenberg angehäuft, der den sonst hochprofitablen Konzern zu überfordern drohte. Die Gläubigerbanken – allen voran RBS und Commerzbank – hatten sich daher darauf eingelassen, einen Teil der Schulden bis 2015 zu stunden, um die Kredite selbst nicht abschreiben zu müssen. Dafür ließen sie sich mit Zinssätzen von bis zu 17 Prozent fürstlich bezahlen, die die Schulden noch wachsen ließen. Zudem hatten die Banken Finanzkreisen zufolge eine Beteiligung am Schaeffler-Gewinn ausgehandelt. Sie werden nun für ihr Durchhalten belohnt. Die UBS verkaufte dagegen ihren Anteil an den Krediten von 800 Millionen Euro vor einem Jahr Kreisen zufolge mit Abschlägen an Goldman Sachs.

Nun hat Schaeffler bessere Konditionen ausgehandelt. Der auf die Holding entfallende Anteil der Kredite sinkt um 2,8 auf 4,6 Milliarden Euro. Sie tilgt 1,8 Milliarden Euro mit dem Verkaufserlös der Conti-Aktien und weitere 400 Millionen Euro mit Gewinnen aus dem operativen Geschäft. Darüber hinaus werden 600 Millionen Euro der Kredite auf die operativ tätige Schaeffler GmbH überwälzt. „Damit schaffen wir weitere finanzielle Flexibilität“, sagte Finanzchef Klaus Rosenfeld, der die Verhandlungen zusammen mit Mehrheitseigentümer und Aufsichtsratschef Georg Schaeffler geführt hatte.

Den Großteil der Schulden trägt aber weiter die Schaeffler GmbH, die noch in diesem Jahr in eine AG umgewandelt werden kann. Dadurch hofft Schaeffler auf mehr Wohlwollen bei den Ratingagenturen. „Das ist ein großer Schritt vorwärts für die Entschuldung von Schaeffler - auch wenn weitere folgen müssen“, sagte Union-Investment-Fondsmanager Michael Muders.

Auch Conti kommt Kreisen zufolge bei der Refinanzierung seiner Schulden voran. Das Unternehmen stehe unmittelbar vor einer Vereinbarung über Kreditlinien von sechs Milliarden Euro, sagten drei mit den Gesprächen vertraute Personen zu Reuters. Conti hatte die bei der Übernahme der Siemens-Tochter VDO 2007 erhaltenen Kreditzusagen über 13,5 Milliarden Euro bereits auf 6,5 Milliarden verringert. Insgesamt standen Ende 2010 noch 7,3 Milliarden in den Büchern.