Wenn hoch qualifizierte Zuwanderer als Ungelernte eingestuft werden, leidet nicht nur die Psyche, sondern auch die Volkswirtschaft.

Weltweit tobt ein Kampf um Talente. Hoch qualifizierte Naturwissenschaftler, Techniker oder Ärzte werden von klassischen Einwanderungsländern wie den USA oder Australien eifrig umworben. Die Deutschen diskutieren dagegen seit Jahren, ohne dass sich bisher viel getan hätte. Angesichts des Fachkräftemangels, der in einigen Berufen und Branchen schon heute sichtbar ist, stellt die bessere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse immerhin einen ersten Schritt in die richtige Richtung dar.

Wenn sich der iranische Arzt hierzulande als Taxifahrer durchschlagen muss und die russische Ingenieurin als Sekretärin arbeitet, ist dies für die Betroffenen eine Kränkung – und für die Volkswirtschaft eine enorme Verschwendung. Auch unter den Hartz-IV-Empfängern sind zahlreiche gelernte Techniker, Krankenschwestern oder Handwerker, deren Qualifikationen in Deutschland bisher nicht anerkannt wurden. Weil sie deshalb als Ungelernte eingestuft werden, sind ihre Vermittlungschancen entsprechend gering – ein Zustand, der für alle Beteiligten höchst unerfreulich ist. Wer am Arbeitsleben teilnimmt, hat zudem im Regelfall weniger Integrationsprobleme als ein Arbeitsloser.

So wichtig die Anerkennung ausländischer Berufs- und Bildungsabschlüsse aber ist: Den infolge der Überalterung drohenden Akademikermangel in unserem Land werden wir auf diesem Weg nicht beheben. Denn die wenigsten hier lebenden Ausländer aus Drittstaaten haben studiert. Deshalb drängt die Wirtschaft zu Recht auf eine am Bedarf orientierte gesteuerte Zuwanderung.

Quelle: Welt Online