Mehrheitseigner Metro will endlich das Sagen bei der Elektronik-Kette MediaSaturn haben – doch deren Gründer verteidigt seine Vetorechte.

Der Zoff brodelte schon seit Jahren unter der wirtschaftlich so erfolgreichen Oberfläche: David gegen Goliath, Ingolstadt gegen Düsseldorf, Media Markt und Saturn gegen Metro. Jetzt streiten sich die Eigentümer von Europas größter Elektronikhandelskette vor Gericht: Weil Metro einen Beirat für MediaSaturn gegründet hat, der dem Mitgründer der Kette, Erich Kellerhals (71), seine Sonderrechte nehmen würde, hat Kellerhals vor dem Landgericht Ingolstadt Klage gegen Metro erhoben – damit der noch nicht installierte Beirat wieder verschwindet.

Und das alles wenige Tage vor der Bilanzpressekonferenz, bei der MediaSaturn wohl einen Rekordgewinn und einen Umsatz von mehr als 20 Milliarden Euro präsentieren dürfte. Es geht um die Macht im Hause MediaSaturn. Dabei sind die Machtverhältnisse eigentlich klar: Metro hat gut 75 Prozent der Anteile, Kellerhals 21,62 Prozent. Der Rest liegt beim zweiten verbliebenen MediaMarkt-Gründer, Leopold Stiefel. Doch in der über 20 Jahre alten Satzung steht, dass die Gesellschafterversammlung Beschlüsse mit einer Mehrheit von mehr als 80 Prozent fällen müssen.

Wenn sich die beiden Gründer Kellerhals und Stiefel also einig sind, zieht Metro immer den Kürzeren, trotz ihrer Mehrheit von über 75 Prozent. In Ingolstadt sprachen sie dann intern auch schon mal gerne abfällig vom „Finanzinvestor aus Düsseldorf“, wenn sie die Metro meinten. Zumal es nach Informationen von "Welt Online“ noch nicht mal einen Gewinnabführungsvertrag gab, wie er sonst bei ähnlichen Beteiligungsverhältnissen üblich ist.

Dieses Ingolstädter „Mir san mir“ und das Vetorecht von Kellerhals/Stiefel müssen Metro-Chef Eckhard Cordes – einen bekennenden Freund von schnellen Entscheidungen und deren direkten Umsetzung – in den vergangenen Monaten fast wahnsinnig gemacht haben. Dass jede Neueröffnung irgendwo auf der Welt im obersten Gesellschaftergremium diskutiert und beschlossen werden muss, hat für Cordes nichts mit Management im 21. Jahrhunderts zu tun.

Viele verpassten oder aufgeschobenen Entscheidungen lastete er neben der Stimmrechtskonstruktion wohl vor allem Roland Weise an, dem langjährigen MediaSaturn-Chef – einem Kellerhals-Mann. Cordes wollte ihn schon lange loswerden, Kellerhals hielt dagegen. Nicht zuletzt, um Cordes‘ Zugriff auf das Geschäft zu erschweren. Erst im vergangenen Dezember stimmte Kellerhals zu, Weises Vertrag nicht zu verlängern. Der verließ daraufhin umgehend das Unternehmen. Das mag für Cordes das Signal gewesen sein, jetzt endlich Kellerhals‘ Festung Ingolstadt stürmen zu können.

Metros Finanzvorstand Olaf Koch soll es gewesen sein, der in der alten Satzung die schlummernde Passage mit dem Beirat entdeckte. Er könne gegründet werden, sobald die Gründungsgesellschafter nicht mehr in der Geschäftsführung mitarbeiten und die Kompetenzen des Gesellschafterausschusses weitgehend ersetzen. Kellerhals hatte sich aus der Chefetage schon in den 90er-Jahren zurückgezogen, Stiefel vor vier Jahren. Ein Gutachten der Kanzlei Hengeler Müller bescheinigt der Metro nun, dass sie in diesem Beirat eine Mehrheit an Köpfen haben würde.

Im Beirat würde dann die einfache Mehrheit reichen. Selbst die Einrichtung dieses Gremiums könne mit einfacher Mehrheit erfolgen. Die verhassten Vetorechte von Kellerhals/Stiefel wären damit weg, die Metro hätte immer Recht. Cordes zögerte nicht: Nur wenige Wochen nach der Absetzung Weises kündigten Cordes und Koch Kellerhals an, in der Gesellschafterversammlung am 4. März den Beirat beschließen zu lassen. Kellerhals war selbstverständlich dagegen, bat um Aufschub, doch der Punkt landete dennoch auf der Tagesordnung. Kellerhals klagte kurz nach der Sitzung vor dem Landgericht Ingolstadt gegen den Beschluss.

Auch für die Gründung eines Beirates bedürfe es der 80-Prozent-Mehrheit, meint er. Das Gericht möge den Beschluss aufheben und für nichtig erklären. Zwei Gutachten – eines davon von der Kanzlei Gleiss Lutz – stützen angeblich die Kellerhals-Position. Bisher, heißt es aus seinem Lager, seien strittige Punkte immer vor der Gesellschafterversammlung geklärt und dann einvernehmlich beschlossen worden. Beim Thema Beirat habe Cordes zum ersten Mal gegen diese Regel verstoßen.

Quelle: Welt Online