Mehrere US-Hedgefonds klagen gegen Porsche, weil sie sich von den Managern getäuscht fühlen. Und das ist nicht der einzige Rechtstreit.

Sie lassen nicht locker. Schon mehrfach haben Hedgefonds versucht, Porsche vor Gericht für die Folgen der Übernahmeschlacht um Volkswagen zur Verantwortung zu ziehen, da sie sich vom Management des Autokonzerns getäuscht fühlen. Doch damit kamen sie bislang nicht durch. Nun starten einige Hedgefonds, unter anderem die bekannten Firmen Greenlight Capital und Tiger Global, einen erneuten Versuch. Vor dem obersten Gerichtshof in Manhattan haben sie Klage gegen Porsche eingereicht und verlangen eine Milliarde Dollar (717 Millionen Euro) von dem Autohersteller.

Damit wollen sie den Verlust ausgleichen, den sie nach eigenen Angaben im Zusammenhang mit der gescheiterten Volkswagen-Übernahme erlitten haben. Unabhängig von den Erfolgsaussichten einer solchen Klage kann Porsche diesen juristischen Ärger aus den USA nun überhaupt nicht gebrauchen. Das Unternehmen hat in Deutschland bereits ein Verfahren der Staatsanwaltschaft Stuttgart am Hals. Erst vor wenigen Wochen musste der Sportwagenhersteller daher eingestehen, dass die geplante Fusion mit Volkswagen vielleicht doch nicht mehr in diesem Jahr abgeschlossen werden kann.

Die Chancen für das Gelingen stünden bei 50 Prozent, ließ das Unternehmen verkünden. Grund für die Verzögerung sind Vorwürfe gegen den früheren Porsche-Vorstandvorsitzenden Wendelin Wiedeking und seinen damaligen Finanzchef Holger Härter. Das Ermittlungsverfahren gegen die beiden Manager dürfte sich wahrscheinlich bis mindestens Anfang kommenden Jahres hinziehen. Porsche hatte 2007 versucht, den deutlich größeren Volkswagen-Konzern zu schlucken. Der Sportwagenfabrikant hatte sich bereits knapp drei Viertel der Stammaktien von Volkswagen gesichert, als die Finanzkrise ausbrach und die Finanzierung des Unterfanges umwarf.

Dann wiederum sah Volkswagen seine Chance gekommen und beschloss, Porsche in den Konzern zu integrieren. Da Porsche unter der Schuldenlast zusammen zu brechen drohte, blieb ihm keine andere Wahl. Wiedeking und Härter mussten daraufhin ihren Posten abgeben. Sie hatten nicht nur dafür gesorgt, dass Porsche seine Unabhängigkeit verlor, sondern auch für gewaltige Kurskapriolen bei den Volkswagenaktien. Erst im Dezember hatte ein Bundesrichter in New York eine Klage auf Entschädigung für den dadurch entstandenen Schaden abgelehnt.

Dieser verwies dabei auf eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, die Klagen im Zusammenhang mit einer An-gelegenheit, die sich im Ausland abspielt, einschränkt. Die Hedgefonds begründen ihren erneuten Anlauf damit, dass Porsche sie „in eine Falle gelockt“ habe. Sie hatten hohe Verluste erlitten, da sie auf fallende Kurse der Volkswagenaktien gesetzt hatten, der Kurs aber stieg, als die Übernahmeabsichten Porsches bekannt wurden. Ob die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Stuttgart, ihr Verfahren gegen Porsche auszuweiten, die Hedgefonds zu einem weiteren Versuch animiert hat, ist nicht bekannt.

Sie gab im Februar bekannt, dass sie nun auch wegen des Verdachts der Untreue und des Kreditbetrugs ermittelt. Wiedeking und weiteren Porschemanagern wird zwar nicht mehr vorgeworfen, den Aktienkurs im Zuge der Übernahmeschlacht vorsätzlich beeinflusst zu haben. Der Verdacht der "informationsgestützten Marktmanipulation", also der Fehlinformation der Öffentlichkeit über die Absichten Porsches, bleibt jedoch bestehen.

Quelle: Welt Online