Auch wenn es danach klingt: Dieser Beruf hat nichts mit plastischer Chirurgie zu tun. Der brandneue Studiengang bildet Experten aus, derer die moderne Gesellschaft dringend bedarf.

Die Flut neuer durch Anglizismen geprägter Ausbildungen ist schier endlos. Aus über 14.000 Studiengängen können Erstsemester heute wählen. Einen der jüngsten Berufe hat die Hochschule Furtwangen nun kreiert. Beim Bachelor-Studiengang „Ambient Living Design“, auch „Aging Design“ genannt, handelt es um ein völlig neues akademisches Feld: den stetig wachsenden Aufklärungsbedarf von Senioren gegenüber modernen Technologien.

Einerseits ist klar, dass Technik hilfreich sein kann, wenn Körper und Geist schwächer werden. So lässt sich mit dem Computer das Gedächtnis trainieren und Sensoren am Körper können kontrollieren, ob Herz und Nieren ihren Dienst tun. Andererseits haben ältere Menschen oft Berührungsängste oder sind ahnungslos, wenn es um die technologischen Errungenschaften des 21. Jahrhunderts geht. Und die Industrie passt ihre Produkte nur selten den Bedürfnissen älterer Menschen an.

„Es gibt etliche solcher Entwicklungen, aber sie gehen an vielen Betroffenen vorbei“, erklärt der Prorektor der Hochschule Furtwangen, Ulrich Mescheder. Aus seiner Sicht fehlt es vor allem an Beratung und Beratern. Eine Marktlücke, die seine Uni ab Oktober schließen will. Dann startet der bundesweit erste Studiengang „Aging-Design“. Die Ausbildung ist breitgefächert: von Medizin über Informatik bis zu Pflege. Die angehenden Berater sollen nicht nur wissen, wie neue technische Geräte funktionieren, sondern auch Methoden lernen, wie die Vorbehalte älterer Menschen gegenüber solchen Neuerungen abgebaut werden können, erläutert Mescheder. „Auch die Pflegedienste stehen solchen Entwicklungen nicht selten sehr reserviert gegenüber.“

Dabei können sie sich, ebenso wie pflegende Angehörige, mit Technik das Leben leichter machen. „Die Spanne reicht von Sensoren im Bettvorleger, die registrieren, ob jemand ausgerutscht ist, bis hin zu Kameras, die in der Wohnung installiert werden und im Notfall zeigen, wie es dem Pflegebedürftigen geht“, erläutert Mescheder. Auch eine einfache Überwachung des Stromverbrauchs könne schnell zeigen, wenn etwas nicht stimmt. Für den Furtwanger Dekan des Fachbereichs „Angewandte Gesundheitswissenschaften“, Professor Stefan Selke, passt das Projekt optimal in die Zeit. „Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es einen vergleichbaren Studiengang, der so gezielt auf den demografischen Wandel und seine gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen ausgerichtet wird.“

Deshalb fließen in das neue Fach Aspekte aus Gesundheits-, Medizin-, Sozial- und Pflegewissenschaften ein. Im Zentrum steht das stetig wachsende Spektrum technischer Assistenzsysteme, das sogenannte „Ambient Assisted Living“.

Selke schätzt, dass die Absolventen vor allem als Berater und Manager im Gesundheitswesen unterkommen können. „Auch in der Industrie dürften Aging Designer gute Perspektiven haben.“ Wenn in den Firmen immer mehr ältere Menschen immer länger arbeiten müssen, seien die Unternehmen gut beraten, Arbeitszeiten und Fertigungsprozesse auf ihre Belange abzustimmen. „Dabei können unsere Studienabgänger helfen.“ Als weiteres Einsatzgebiet nennt er Entwicklungsabteilungen. Dort könnten die Studienabgnäger das Design von Produkten auf die Bedürfnisse von Senioren abstimmen – etwa mit breiteren Tasten und größerer Schrift.

Die neuen Aging Designer haben für Selke vornehmlich zwei Aufgaben zu erfüllen. „Wir zielen darauf ab, dass ältere Menschen ihre individuellen Fähigkeiten länger nutzen. Und wir können ein Stück weit dazu beitragen, dass mit Hilfe vitaler Senioren unsere Gesellschaft in der Balance bleibt.“

Quelle: Welt Online