Gute Unternehmensbilanzen helfen dem Dax nicht. Die Unsicherheit über die Entwicklung in der arabischen Welt belastet den Leitindex.
Angesichts des wieder steigenden Ölpreises haben sich Anleger am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag zum Handelsstart zurückgehalten. Trotz positiv aufgenommener Bilanzen eröffnete der Dax 0,6 Prozent niedriger bei 7086 Punkten. „Die Sorge um ein weiteres Anziehen des Ölpreises drückt die Stimmung“, sagte ein Händler. Auch die Börsen in den USA und Asien hatten deshalb Abschläge verzeichnet. Während die Kämpfe im Ölförderland Libyen anhielten, verteuerten sich die Ölsorten WTI und Brent.
Die Aktien von K+S eröffneten zwei Prozent im Plus bei 56,30 Euro und lagen damit an der Dax-Spitze. Anleger honorierten die Verdreifachung des Betriebsgewinns des Salz- und Düngemittelkonzerns. Auch die Anteilsscheine der Deutschen Post profitierten mit einem Plus von 0,5 Prozent von der Jahresbilanz. Vor allem die höhere Dividende komme bei Anlegern gut an, sagte ein Händler. Auf der Verliererseite standen Münchener Rück mit einem Abschlag von 1,7 Prozent. Der Rückversicherer hat mit den Kosten infolge des Erdbebens in Neuseeland zu kämpfen.
Im MDax trennten sich Investoren dagegen von Gea, die Papiere gaben 3,7 Prozent nach. Der Ausblick für 2011 liege unter den Erwartungen, bemängelte Analyst Markus Turnwald von der DZ Bank. Die im TecDax gelisteten Papiere von Manz Automation starteten nach Vorlage der Geschäftsergebnisse 2,6 Prozent schwächer.
Der hohe Ölpreis und die europäische Schuldenkrise belasten die asiatischen Aktienmärkte. In Tokio durchbrach der Leitindex am Donnerstag auf dem Weg nach unten eine zentrale Schwelle, was Händlern zufolge weitere kräftige Verkäufe von Terminkontrakten auslöste. Am Freitag ist ein wichtiger Stichtag für zahlreiche Futures und Optionsgeschäfte am Finanzplatz Tokio. Der Euro sank unter sein Niveau aus dem späten US-Geschäft auf 1,3870 Dollar nach mehr als 1,3900 Dollar. Händler verwiesen zur Begründung auf die Finanzierungsprobleme Portugals vom Mittwoch. Dies habe die Sorge verstärkt, das hoch verschuldete Land müsse den europäischen Rettungstopf in Anspruch nehmen.
In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 1,5 Prozent schwächer bei 10.434 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index gab 1,4 Prozent ab auf 930 Punkte. Unter Druck standen vor allem Tech-Werte nach den Kursverlusten an der US-Technologiebörse Nasdaq am Mittwoch. Bereits am Dienstag hatte der US-Chiphersteller Texas Instruments einen schwachen Ausblick auf die kommenden Monate gegeben. Die Titel von Tokyo Electron und Sumco gaben deswegen nach, um 2,3 Prozent beziehungsweise 2,9 Prozent.
Für Wirbel sorgte die Aussicht auf Fusionsgespräche der japanischen Osaka Securities Exchange mit der Tokyo Stock Exchange (TSE). Die Aktien der auf Derivate spezialisierten Börse legten um mehr als sechs Prozent zu. „Angesichts der Fusionsgespräche zwischen der NYSE Euronext und der Deutschen Börse sollte dieser Schritt für den Markt positiv sein“, sagte Analyst Norihiro Fujito von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities. Die TSE erklärte, sie erwäge, Gespräche mit Osaka aufzunehmen.
An den Aktienmärkten in Südkorea, Taiwan und Singapur gaben die Kurse ebenfalls überwiegend nach, ebenso an den chinesischen Finanzplätzen Hongkong und Shanghai.
Wegen der anhaltenden Unruhen in Libyen blieb auch der Ölpreis unter Druck. Sorgen bereiteten den Marktteilnehmern Berichte, wonach die Ölinfrastruktur des wichtigen Exporteurs im Bürgerkrieg bombardiert wurde. US-Leichtöl notierte bei rund 105 Dollar je Barrel und damit in Reichweite des Rekordhochs von fast 107 Dollar; die Nordsee-Sorte Brent lag bei 116,50 Dollar.